Originaltitel: HELL OR HIGH WATER
USA 2016, 102 min
FSK 12
Verleih: Paramount
Genre: Action, Western
Darsteller: Chris Pine, Ben Foster, Jeff Bridges, Alberto Parker
Regie: David Mackenzie
Kinostart: 12.01.17
Texas, Midland County: Um den Zwangsverkauf der so runtergekommenen wie hoch verschuldeten Familienfarm zu verhindern, beginnen die Brüder Toby und Tanner damit, die Banken ihrer ländlichen Umgebung auszurauben. Was erst ziemlich gut läuft – aber natürlich irgendwann in einer Sackgasse aus Gewalt mündet. Auch, weil ihnen mit dem kurz vor der Pensionierung stehenden Texas Ranger Hamilton und seinem indianischen Assistenten Alberto zwei erfahrene Haudegen auf den Fersen sind.
Ein echter Plot aus dem Schrot-und-Korn-Standard-Repertoire. Was das angeht, steht hier echt keine Originalität im Weg, das heißt: in der Schußlinie. Jäger und Gejagte in staubiger Landschaft. Harte Männer bei der harten Arbeit. Dialoge, knochentrocken, auch im Humor. Eine Story, geradlinig wie ein Highway durch die Prärie. Anders gesagt: ein großartiger Film. Ein (Neo-)Western, wie er sich gehört.
Die Kunst nun, die in HELL OR HIGH WATER zu bewundern ist, zeigt dabei vor allem eins: daß das Genre beherrschen eben nicht heißt, von ihm beherrscht zu werden. Schnörkellos erzählen, ja – aber mit Gespür für Nuancen und Atmosphäre. Die alten Melodien mit eigenen Harmonien versehen. Der britische Regisseur David Mackenzie zeigt hier mit Bravour, wie das geht.
Was schon im Vorfeld zu hoffen war, verdanken sich dem Mann doch Filme wie YOUNG ADAM, HALLAM FOE oder MAUERN DER GEWALT. Allesamt westernferne Arbeiten – was von denen aber jetzt auch in HELL OR HIGH WATER mitschwingt, ist dieser genaue, weil an den Figuren wirklich interessierte, Blick. Wie da soziales Umfeld geschildert wird, wie sich Prägungen skizzieren, die auch einen historischen Resonanzraum öffnen, ist von seltener Souveränität. Daß die Handlung dabei zunehmend wie die Rahmung eines Portraits dieser vier Männer erscheint, heißt indes nicht, daß Mackenzie die Handlung auch nur einen Moment aus den Augen verliert. Daß er beim Erzählen freilich nicht hetzen muß, verdankt sich nicht zuletzt seinen Schauspielern. Allen voran Jeff Bridges, der als Hamilton erneut ein Kabinettstück liefert. Man kann dem Kerl wirklich ewig zuschauen.
Zuhören übrigens auch. Mackenzie, der Engländer, scheint ganz vernarrt ins texanische Idiom, in diesen Vokale zerkauenden, knarzigen Singsang seines Personals. Dem lauscht der Film mit einer Lust, ob derer sich der Besuch einer OmU-Vorstellung unbedingt anbietet.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.