Originaltitel: HERCULES

USA 2014, 98 min
FSK 12
Verleih: Paramount

Genre: Fantasy, Action, Abenteuer

Darsteller: Dwayne Johnson, John Hurt, Rufus Sewell, Joseph Fiennes

Regie: Brett Ratner

Kinostart: 04.09.14

Noch keine Bewertung

Hercules

... als Held des pochenden Herzens

Zunächst eine Warnung: Was zum Zeitpunkt des Schreibens vorliegenden Textes an Trailern zu sehen war, grenzte an Mogelpackungen, denn das coole Viehzeug darin – von der Hydra über den Nemëischen Löwen bis zum Erymanthischen Eber – taucht zwar im Film auf, aber nur anfangs kurz, quasi als Retrospektive. Clever, gell?! Hier geht’s nämlich nicht um Altbekanntes, wenngleich Spaßiges, sondern (Vorhang auf!) „die Wahrheit.“

Also schnell Erwartungshaltungen korrigieren und hinschauen, wie unser hiesiger Herkules im Ruch des Mordes an seiner Familie steht. Drama! Ungläubigkeit! Kann es stimmen? Die Aufklärung muß noch warten, angespannt Fingernägel abkauend, gilt es zu erleben, wie der stramme Halbgott praktisch als Söldner durchs Gebüsch zieht, unterstützt von illustren Gestalten wie einer 1A-Bogenschützenamazone oder einem Seher. Der aktuelle Auftrag führt nach Thrakien, wo Rebellen das Land unterjochten. König Cotys bittet um selbstredend flugs gewährte Hilfe, doch nicht alles entspricht hier „der Wahrheit“ ...

Bestätigt wird indes zum x-ten Mal der wesentliche Unterschied zwischen Schauwert und Nährwert. Will heißen: Natürlich sehen Horden an (realen oder computergenerierten) Statisten massig klasse aus, logisch durften sich wahrscheinlich Heerscharen rekrutierter Kostümbildner austoben, klar holzt sich die Truppe querfeldein an gigantischen Tempeln und ähnlich antikem Architekturwerk entlang. Selbst wenn das ganze Gehaue, Gesteche und Keulengekloppe aus Gründen möglichst niedriger Freigabe ebenso züchtig bleibt wie die paar erotischen Einsprengsel. Dafür hat Herkules, ganz dem Trauma widerstehender Anführer, stets einen flotten Oneliner parat. Was selten nicht bloß albern wirkt, allerdings zumindest die listig hier und fraglos auch dort aufpoppenden pathetischen Sprechblasen etwas abmildert. Wem ordentliche 3D-Effekte in schaler, oft gar langweiliger Verpackung reichen, der sei daher aufs Herzlichste willkommen geheißen. Freunde dezent interessanter Handlung stellen hingegen fest: Wenn das jetzt wirklich „die Wahrheit“ über Herkules sein soll, hätte man echt lieber mit einer Lüge gelebt.

Ihre winzige Fußnote in der Filmgeschichte hinterläßt diese öde Angelegenheit aber ungeachtet jeder Kritik – erstaunlich, mit welcher Würde John Hurt und vor allem Joseph Fiennes die fürchterlichsten Frisuren der jeweiligen Karriere (er-)tragen!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...