Originaltitel: HERE

USA 2024, 104 min
FSK 12
Verleih: DCM

Genre: Drama, Liebe, Fantasy

Darsteller: Tom Hanks, Robin Wright, Paul Bettany

Regie: Robert Zemeckis

Kinostart: 12.12.24

Here

Weltgeschichte im Wohnzimmer

Zwischen Vergehen und Vergessen kommt dem Film eine Vermittlerrolle zu. Wo die Sehnsucht nach dem Fixieren und Beherrschen wächst, stimuliert er den Reiz des Flüchtigen. Wo Geschichten im Alltag verdrängt werden, bringt sie das Medium wieder zum Erscheinen. Wo der Rückzug in die heimischen vier Wände zur Illusion der eigenen, unterworfenen Welt taugt, bricht das Außen wieder in das Innere.

HERE ist eine Philosophie des Mediums. Eine grundlegende Befragung von Seh- und Inszenierungsprozessen und ein produktives Befremden, das die Räume des Alltags zwischen dem Öffentlichen und Privaten anders zu denken versucht. Regisseur Robert Zemeckis hat erneut mit dem Drehbuchautor Eric Roth gearbeitet. Aus ihrer Kooperation entstand einst FORREST GUMP. Tom Hanks und Robin Wright spielen auch in diesem Drama die Hauptrollen, werden digital nach Belieben und teils höchst unbehaglich verjüngt oder in Großaufnahme zum Altern gebracht. Eine statische Kameraposition wählt diese Graphic-Novel-Adaption dabei: den Blick in ein Wohnzimmer, in dem sich Generationen begegnen, einander ablösen, Hausbesitzer wechseln und das von der Weltgeschichte gespenstisch durchdrungen ist – zurück bis zur Urzeit.

Immerzu entblättern und verwandeln sich die Bilder in montierten Kacheln und Split-Screens. Vergangenes ist in der Gegenwart präsent und verlangt eine Perspektive jenseits der überlagerten Zeitebenen, die nur im ausgeblendeten Resonanzraum des Kinosaals gefunden werden kann. Figuren sprechen zu ihm in ein Abseits der Bilder wie von der Rampe einer Theaterbühne. Es ist eine Versuchsanordnung über das, was Menschen der Nachwelt hinterlassen, darüber, ob sie sich dem Bewußtsein einer Zukunft öffnen oder das künstliche Trugbild des Heimeligen bevorzugen. Umso verblüffender, wenn Zemeckis dann doch einmal einen Spiegel ins Bild schiebt, um besagtes Abseits zu enthüllen. Oder wenn eine Leinwand vor der Kamera die Schausituation weiter potenziert und bricht. Wenn das Erinnern den Raum in eine symbolträchtige Bewegung versetzt.

Alles ist schwülstig, alles ist hölzern, vieles ist lächerlich kitschig an diesen Bildern und Dramen, die Zemeckis inszeniert. Trotzdem: Genie und Wahnsinn liegen eng beieinander. Sicher ist außerdem: Der Regisseur hat einen visionären und den wohl formal spannendsten Film seiner Karriere gedreht.

[ Janick Nolting ]

Here ab heute im Kino in Leipzig

  • So 08.12.2024

    Passage Kinos: Preview 18:15

    Alle Angaben ohne Gewähr!