Originaltitel: FURY
USA/GB/China 2014, 134 min
FSK 16
Verleih: Sony
Genre: Kriegsfilm, Drama, Historie
Darsteller: Brad Pitt, Shia LaBeouf, Logan Lerman
Regie: David Ayer
Kinostart: 01.01.15
Es ist ein naßkalter April. Der des Jahres 1945. Die letzten Wochen des Krieges toben, und was Deutschland in die Welt hinaustrug (Zerstörung, Tod, Gewalt), schlägt jetzt endgültig wie die Rückströmung einer monströsen Welle auf das Land zurück. Das ist ein einziges Schlachtfeld, taumelnd in Agonie und einem Delirium, das die letzten Kampfreserven ins Feuer schickt. In dieses Feuer führt auch HERZ AUS STAHL.
Und den Anfang dabei macht ein Reiter auf seinem Pferd. Und man muß es sagen: Dieser Anfang ist grandios, weil er in seiner Erhabenheit so anachronistisch ist. Wie dieser Mann hoch aufgerichtet auf seinem Schimmel vor einer Wolkenwand erscheint und hinabreitet auf ein Schlachtfeld nach der Schlacht, wo in bizarren Konstellationen ausgebrannte Panzerwracks in aufgewühltem Schlamm versinken. Darin wie drapiert die Toten. Kadaver, die selbst schon kaum noch mehr sind als Schlamm.
Allein diese Eröffnung von David Ayers HERZ AUS STAHL läßt ahnen, daß der Film etwaige Befürchtungen doch nicht bestätigen wird. Die nämlich, einen plump polternden, martialisch-heroischen Kriegsschinken im XXL-Format geboten zu bekommen: Don „Wardaddy“ Collier heißt der Panzerführer, der es geschafft hat, seine kleine Crew von Afrika-Feldzug über Normandie-Gemetzel bis Rheinüberquerung lebend durch den Krieg zu bringen. Bis zu diesem letzten Einsatz, bei dem der Bugschütze Colliers getötet wurde. Als Ersatz wird ihm Norman zugeteilt. Vor wenigen Wochen erst eingezogen. Jung, idealistisch und bald an den Grenzen des für ihn Erträglichen im Angesicht des Krieges.
Nun ist es nicht so, daß HERZ AUS STAHL frei wäre von Heroismus. Und was das Martialische angeht, zeigt dann auch gleich das Schicksal des erwähnten Reiters, seines Zeichens deutscher Offizier, daß es hier bezüglich der Darstellung von Gewalt ausgesprochen kompromißlos zugeht. Da pflegt Ayer eine recht rabiate Marschrichtung.
Nur poltert das eben nicht plump. Liegen in diesem Film doch bei aller furiosen Kriegsaction zugleich eine innere Ruhe, ein trauriger Fatalismus auch und nicht zuletzt eine für das Genre nicht selbstverständliche Menschlichkeit, die ihn über das Gros einschlägiger Arbeiten hinaushebt. Und so sind es gerade auch der Blick und die Reaktion eines jungen deutschen Soldaten auf Norman in Todesangst, der nach einer bitter rigorosen, finalen Schlacht zeigt, daß selbst hier eben nicht alle Herzen aus Stahl sind.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.