Wer einmal in Mittelamerika war, weiß von der Faszination, die die indigene Bevölkerung mit ihren farbenprächtigen Trachten und ihrem so ganz anders scheinenden Lebensstil auf europäische Augen ausübt. Dieser Faszination sind auch die Filmemacher Frauke Sandig und Eric Black erlegen. Ihr Dokumentarfilm HERZ DES HIMMELS, HERZ DER ERDE porträtiert sechs junge Menschen aus verschiedenen Mayavölkern in Guatemala und der mexikanischen Provinz Chiapas. Sie erzählen von ihrem spirituellen Weg, dem Kampf gegen den Verlust ihrer Kultur und die Umweltzerstörung ihrer Heimat. Loser Faden, der die Protagonisten miteinander verknüpft, ist die Frage nach dem Mythos des Mayakalenders, der 2012 endet, und der damit zusammenhängenden Weltanschauung oder Kosmovision der Indígenas.
Sandig und Black beobachten ihre Protagonisten bei diversen religiösen Ritualen, die dem uneingeweihten Zuschauer nicht viel sagen, dafür sehr exotisch wirken. Über ihren Hintergrund erfährt man leider nichts. Stattdessen werden immer wieder Bilder von einem dunkel dräuenden Himmel zwischengeschnitten, unterlegt mit mysteriösem Geraune aus dem Popol Vuh, dem heiligen Buch der Quiché-Maya. Auch der Lebenszyklus der Meeresschildkröte wird in beeindruckenden Aufnahmen eingefangen. Schließlich hängt ja alles irgendwie mit allem zusammen. Aber schöne Bilder allein machen noch keinen guten Film.
Die Filmemacher können sich nicht recht entscheiden, was eigentlich ihr Thema ist. Sie zerfasern sich mit ihren sechs Protagonisten, von denen nur die Hälfte intensiver begleitet wird. Auch erfährt man zu wenig über Lebenszusammenhänge dieser Menschen außerhalb der Interviewsituation. Seine ergreifendsten Momente hat der Film, wenn er zeigt, wie verzweifelt und rechtlos die Mayas der Umweltzerstörung ihrer Heimat ausgeliefert sind. Da wird deutlich, daß die Conquista auch heute noch weitergeht, und die Gleichberechtigung der Ureinwohner nur auf dem Papier existiert.
Doch dann schalten Sandig und Black leider wieder auf Ethnokitsch. So verrät HERZ DES HIMMELS, HERZ DER ERDE mehr über die westlichen Projektionen auf die „edlen Wilden“, denn über die Lebenswirklichkeit der Maya selbst.
Originaltitel: ENDS OF THE EARTH
D 2011, 98 min
Verleih: Piffl
Genre: Dokumentation
Regie: Frauke Sandig, Eric Black
Kinostart: 01.12.11
[ Dörthe Gromes ]