Originaltitel: HIGH LIFE
D/F/GB/Polen/USA 2018, 113 min
FSK 16
Verleih: Pandora
Genre: Science Fiction, Horror, Thriller
Darsteller: Robert Pattinson, Juliette Binoche, Mia Goth, Lars Eidinger
Regie: Claire Denis
Kinostart: 30.05.19
Der Tod war’s! Er hat nicht nur der französischen Regielegende Claire Denis einen seiner Streiche gespielt, auch der Cineast muß sich nun mühsam vorstellen, was aus HIGH LIFE geworden wäre, käme er in seiner ursprünglich geplanten Form und mit seiner ursprünglich geplanten Besetzung ins Kino. Der auf ewig grandiose Philip Seymour Hoffman hätte die Hauptrolle spielen sollen. Mit Verlaub, es ist nicht vorstellbar! Und dann sagte auch noch Patricia Arquette ab.
Claire Denis, die in Würde und mit frankotypischen Filmen die 70 überschritten hat, verhebt sich mit ihrem ersten englischsprachigen und zudem utopischen Werk. HIGH LIFE ist für die Schublade weiter unten. Reichlich verschraubt und mit Zeitsprüngen vernagelt, sich schwer an (pseudo-)philosophischen Menschheitsfragen abarbeitend und daran aufreibend, wird die Reise eines seltsamen Raumschiffs mit noch seltsameren Männern, Frauen und einem besonderen Kind zur Mission Impossible. Überraschend ist das nicht. Aber es gibt Frau Dr. Seltsam. Sie heißt Dr. Dibs und ist an Bord von Raumschiff 7 die Ärztin. Man geht allerdings nicht zu ihr, wenn der Magen drückt. Sie ist spezialisiert auf Spermaspenden, was nicht verwundern darf, denn sie soll nichts Geringeres als das Überleben der menschlichen Spezies sichern. Man könnte also sagen, sie sei Wissenschaftlerin. Darin allerdings hat Doc Dibs einen besonderen Ehrgeiz mit fieser Note entwickelt. Claire Denis meint, sie sei eine Bienenkönigin. Juliette Binoche war so etwas noch nie.
Raumschiff 7 – von außen eher putzig anzuschauen wie ein Sperrholzmöbel, von innen sehr irdisch eingerichtet mit Gartentrakt, Laboren und einer Selbstbefriedigungsmaschine – braucht keine Steuerung, denn das Schwarze Loch ist Ziel genug. Die Passagiere sind Strafgefangene, zum Tode verurteilt und jetzt nicht minder eingesperrt im All. Man erfährt nichts über sie, sie sind nur da und schweben im Ungewissen. Rebellieren? Nein! Nur Monte verweigert seinen Saft. Wieso ausgerechnet er Vater einer abwechselnd kleinen und erwachsenen Tochter namens Willow ist, wird zum Geheimnis aufgebauscht.
Bis zur Klärung gibt es Gewalt und Sexualität, Offton-Schwere, Musik von Tinderstick Stuart A. Staples für die Ohren – und Robert Pattinson fürs Auge. Spätestens jetzt wird das Rätsel noch größer, wie wohl Philip Seymour Hoffman als Sci-Fi-Monte ausgesehen hätte.
[ Andreas Körner ]