D/USA 2009, 135 min
FSK 12
Verleih: Warner

Genre: Biographie, Musik

Darsteller: Heike Makatsch, Dan Stevens, Monica Bleibtreu, Hanns Zischler, Michael Gwisdek

Regie: Kai Wessel

Kinostart: 12.03.09

6 Bewertungen

Hilde

Die Makatsch macht die Knef

Heike Makatsch singt – und spielt natürlich Hildegard Knef, denn wir haben es mit einem sogenannten Biopic zu tun über den für Knefs Karriere relevanten Zeitraum von 1943 bis 1966. Von der Schauspielstudentin im Dritten Reich bis zur Heimkehr nach Berlin als gefeierte Sängerin. Eine von vielen Heimreisen. Dazwischen: nicht immer glückliche, oft egoistische Entscheidungen zwischen Schützengraben und Hollywood, mißlungene Liebschaften oder Ehen sowie verschiedene Krisen mit ordentlich Alkohol, wie es sich gehört für einen Star, der schon immer einer sein wollte. Die Knef, wie sie liebevoll genannt wurde, sie wurde gerade in ihrer Heimat eben nicht immer geliebt und oft bitter enttäuscht.

Was die Makatsch betrifft, so erleben wir eine Verwandlung. Man erinnere sich an ihre fipsig-lispelnde Interpretation von „Stand By Your Man“ in Detlev Bucks MÄNNERPENSION, in ihrer ersten Filmrolle. Und nun eine ernsthafte Annäherung an die rauchige, tiefe Knefstimme, an die verruchte Diva, die mal DIE SÜNDERIN, mal das Chansonwunder war, immer eigenwillig oder aufmüpfig und immer eine kesse Berliner Lippe, wenn sie den Journalisten gegenübertrat. Nur am exaltierten Lachen, das stets alle Räumlichkeiten ausfüllt, die sie betritt, erkennt man doch, daß die Makatsch eine Stimmlage zu tief interpretiert, als es ihr selbst entspricht.

Was die Knef angeht – nun, wer ist diese Knef eigentlich? So formuliert der Film die zentrale Frage gleich selbst, um sie nach einem aufwendigen Marathon durch eineinhalb Jahrzehnte einfach mit einem Lied zu beantworten: „Mit sechzehn sagte ich still, ich will ...“ Das ist dann doch ein bißchen wenig angesichts der vielen Kostüme und prominent besetzten Nebenrollen, der Ruinenbühnenbilder und ausladenden Party-Landschaften. Der Film huldigt Knef, der Sängerin, nicht aber der Schauspielerin, an die kurzerhand alles Zweifelhafte und Opportunistische der Protagonistin abgetreten wird. Als könne die eine Knef wie ein Schmetterling aus der anderen hervorgehen.

Auch als Zeitgeistporträt hat der Film der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte nichts Wesentliches hinzuzufügen, abgesehen von dem ganz hübschen Versuch, Archivmaterial mit Spielfilmszenen zu mischen, der dann aber schnell auch wieder fallen gelassen wird. So bleibt HILDE vor allem ein zu ausladender und in manchem Moment auch angestrengter Kostümfilm.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...