• Meinungen

Hinter den Schlagzeilen

Gestatten, SZ!

Zwei Männer sprechen im Moskauer Hotel darüber, daß ihr Kontakt ohne Handy reist – kein Thriller, sondern eine Doku: Die Herren arbeiten investigativ für die Süddeutsche Zeitung, die Verbindungsperson ist Edward Snowden, welcher sinniert, wie manches Medium die Öffentlichkeit aktiv fehlinformiert und -leitet. Grundsteinlegung erledigt.

Denn nachfolgend muß das Siegel der Verschwiegenheit zwangsweise ungebrochen und hinter verschlossenen Türen Verhandeltes eben dort bleiben. Dafür soll’s gegen polemisches Fake-News-Gebrüll gehen, am Ende ein Bild unabhängiger Berichterstattung leuchten, aufgezogen an Panama Papers, Waffenhandel, ermordeten Kollegen und Ibiza-Affäre. Dies gelingt indes nur bedingt, gerade um Journalistin Daphne Caruana Galizia gähnen Abgründe: War es wirklich nötig, ins Haus der Getöteten quasi einzufallen, Handyaufnahmen von Aussicht und Inneneinrichtung zu schießen? Ihren Sterbeort auf dem Feld zu besuchen, nach detaillierter Auslotung, wo sich die Autobombe konkret befand? Bedeutet das noch Aufklärungswillen oder eher bemäntelte Sensationslust? Auch egal, das nächste Thema wartet ja bereits.

So recherchiert die Redaktion weiter, Menschen ziehen vorbei und erfüllen Funktionen, spannend geraten Debatten betreffend Gesetzestexte, mögliche rechtliche Konsequenzen, einzelne Formulierungen. Letztere schlagen den Bogen zu Snowden, könnten sie doch unbeabsichtigt lenken, gar manipulieren, die Macht des Wortes birgt Verantwortung. Aber obwohl der Fokus klar auf dem Mikrokosmos SZ liegt, niemand neue Informationen oder spektakuläre Enthüllungen versprach, bleibt insgesamt Zustimmung, wenn es heißt: „Ich hätte mir mehr erwartet.“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...