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Hitzewelle

Sun Takes Over – Ein hypnotisierender Alptraum verschwimmt zur Realität

Wir befinden uns in einer Zeit, in der nicht nur das Wasser rar ist, auch die Worte fehlen. Im ersten Augenblick erzählt der Mystery.Thriller HITZEWELLE nicht viel. Ashraf, ein junger Mann mit Migrationshintergrund, arbeitet als Housekeeper in der Villa einer reichen, französischen Familie in den Hügeln Griechenlands, wo er unter mysteriösen Visionen zu leiden beginnt. Ruhige Totalen zeigen dürre Landschaft und das hoffnungslos weite Meer, darüber eine bedrohliche Sonne, die nicht mehr zu glühen aufhören will. In diesem Kontrast macht sich der Nachgeschmack einer bitteren Schönheit breit. Auch, da Ashraf wie in einer Luxuszelle festzusitzen scheint, kontrolliert durch Anrufe der Familie. Rassismen spürt der junge Araber gleich, als ihm ein Polizist seine Papiere entreißt.

Während die Temperaturen steigen und man erfährt, daß das Trinkwasser privatisiert wurde, kommen ungebetene Gäste ins Haus und hinterlassen bei Ashraf seltsame Träume. Nach und nach schieben sich mit der flirrenden Hitze auch flirrende Bilder vor die Augen des Protagonisten. Was er erlebt haben muß, warum er hier gelandet ist und nun so leiden muß, ist ungeklärt. Wir bleiben in seiner Vision, und ohne Hintergrundinformationen fehlt uns jedwede Erkenntnis.

Ein Porträt eines menschlichen Zustandes in beklemmender Hitze, bedrohlicher Atmosphäre und hoffnungsloser Stille. Der Film verweigert sich einer rasanten Erzählweise, spielt mit Genreelementen und schafft mit einer kontrastreichen Bildsprache eine durch und durch bedrückende Atmosphäre. Schließlich verliert sich Ashraf in Horrorvisionen, in denen ein Eindringling als Schatten in der Villa umhergeht. Eine Konsequenz der Feindseligkeit und ausweglosen Situation eines alleingelassenen Menschen?

Der Film hinterläßt eine beklemmende Unsicherheit. Offen bleibt auch, wie Ressourcenausbeutung und Migration, zwei aktuelle Themen, hier zusammengehen. Politische Fragen werden nur subtil gestellt, die Situation in Griechenland nicht direkt erwähnt, und griechische Landsleute tauchen nur bedingt auf. Das Land dient der Geschichte lediglich als Kulisse, in der sich die angestaute Hitze entladen muß.

[ Katharina Wittmann ]