Hodder ist nicht nur mit einer sieben mal um den Hals gewundenen Nabelschnur auf die Welt gekommen, sondern auch mit einer blühenden Phantasie. Kein Wunder, daß er da zu großen Taten auserwählt ist. Leider glaubt ihm das niemand. Und was der kleine Tagträumer an Imaginationskraft zu viel hat, hat er in der Realität zu wenig: Freunde zum Beispiel. In der Klasse wird er ignoriert und gelegentlich als Sündenbock mißbraucht. Seine Lehrerin hält ihn für etwas seltsam, seit er sich nach ihrer Parfüm-Marke erkundigt hat - mit dem Hinweis, er möge den Duft von Damen. Dabei ist er höchstens auf der Suche nach einer neuen Frau für seinen Vater. Denn eine Mutter hat Hodder auch nicht. Und so ist er nachts allein zu Hause, während sein Vater in der großen Stadt Plakate klebt.
Dann erscheint ihm eine Fee: Hodder soll die Welt retten. Die Welt, ja allein Dänemark, scheint ihm für den Anfang aber doch etwas zu groß. Und so beschließt er, auf der ganz kleinen Insel Guambilua zu beginnen. Mit seinen Wunschfreunden Filip und Alex hat er für seine Rettungsexpedition schon einmal den stärksten und den klügsten Jungen der Klasse zusammen. Fehlen nur noch der dichtende Boxer Big Mac und Lola, die geheimnisvolle Nachbarin ohne Nachnamen.
Der Film erzählt von einem einsamen Jungen, der sich in seine Traumwelt geflüchtet hat. Darin ist er so beneidenswert heimisch, daß er kaum bemerkt, wie allein er ist. Den latenten Psychoterror in der Schule erträgt er mit einer scheinbar grenzenlosen Naivität. Eigentlich ist Hodder zu gut für diese Welt. Und auf seine Weise rettet er damit nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Vater. Und Filip, der nicht zugeben kann, wie sehr ihm die Trennung seiner Eltern zusetzt und der sich schließlich von einem Feind in einen Freund verwandelt. Dennoch muß auch Hodder lernen, die Realität zu sehen und sich in ihr zurechtzufinden.
So ernst das alles klingt, Hodder bringt sein Publikum oft genug zum Schmunzeln. Es handelt sich um eine gleichermaßen leichtfüßige wie poetisch-nachdenkliche Weltrettung in Bildern, die auch den Ansprüchen eines ausgewachsenen Kinogängers vollauf genügen sollten. Man darf dieser Mission im Kino viel Glück und Erfolg wünschen. Übrigens, mal ganz spontan: Wie würden Sie denn die Welt retten, wenn Sie dazu auserkoren wären?
Originaltitel: EN SOM HODDER
DK 2003, 84 min
FSK 0
Verleih: MFA
Genre: Kinderfilm
Darsteller: Frederik Christian Johansen, Lars Brygmann, Anders Lunden Kjeldsen
Regie: Henrik Ruben Genz
Kinostart: 29.01.04
[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...