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Hollywood Kids

Vom Geschäft mit der Kindheit

Der Leidensweg, den Hollywood für seine jüngsten Darsteller oft bereithält, ist mit den Schicksalen einiger sogenannter "Kinderstars" eigentlich abschreckend genug dokumentiert. Ob man nun das Paradebeispiel Drew Barrymore nimmt, deren juvenile Alkohol- und Drogensucht ihr ansonsten vorbildliches Karrierebild noch immer trübt, oder sich die Culkin-Bande anschaut, die - kaum hat sich ein Sohn in die Suchtklinik verabschiedet - schon das nächste Balg auf den roten Teppich schubst: Die Schauspielkarriere im Kindesalter erscheint nicht gerade als erstrebenswertester Werdegang für den eigenen Nachwuchs. Dennoch versuchen weiterhin unzählige Eltern, ihr Kind auf die große Leinwand oder die Mattscheibe zu hieven.

Marcel Ahrens widmet sich in seinem Dokumentarfilm vier Nachwuchsdarstellern und deren Alltag zwischen Casting-Terminen und Set-Aufenthalten in Los Angeles. Der Film begleitet zunächst die McKinneys, ein Elternpaar aus Texas, das die Wiedergenesung ihres Sohns Taylor (12) von seinem Krebsleiden als Zeichen Gottes dafür nimmt, daß Taylors Showtalent gefördert gehört. Also nichts wie auf nach Kalifornien! Taylors kleine Schwester Tiara (4) darf gleich mit vorsprechen. Für die Feins aus Ohio ist ihre 10jährige Tochter Kendall der geborene Superstar. Ihre Talente sehen die Eltern im medienarmen Heimatstaat einfach verdorren und schicken Kendall deshalb allein nach L.A., wo die Kleine vor Heimweh fast vergeht. Am Besten hat es da noch Kyle (14), der wenigstens klar äußern kann, wenn ihm der Ehrgeiz seiner Mutter zu viel wird ("You’re Acting Like A Stage-Mom!").

Aufschlußreich und kurzweilig gelingen Ahrens vor allem die Interviews mit den Kindern, deren Eltern und Agenten. Die Alltagssequenzen hingegen sind teilweise etwas langatmig geraten und schieben sich des Öfteren sperrig zwischen die interessanten Strecken. Ahrens findet aber trotz dieser Schwachstellen immer wieder Momente, die das rücksichtslose Geschäft mit der Kindheit gut einfangen und in denen zum Ausdruck kommt, wie berechnend Erwachsene gegenüber den eigenen Kindern sein können, und welch große Projektionsfläche für die Berühmtwerdungsphantasien seiner Erzeuger so ein kleiner Mensch doch sein kann.

D 2006, 85 min
Verleih: Eigenverleih

Genre: Dokumentation, Erwachsenwerden

Darsteller: Taylor McKinney, Tiara McKinney, Kyle Kaplan, Kendall Fein

Stab:
Regie: Marcel Ahrens
Drehbuch: Marcel Ahrens

Kinostart: 19.04.07

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...