Originaltitel: HORIZON; AN AMERICAN SAGA – CHAPTER 1

USA 2024, 181 min
FSK 12
Verleih: Tobis

Genre: Western

Darsteller: Kevin Costner, Sienna Miller, Sam Worthington, Danny Huston, Jenna Malone, Luke Wilson

Regie: Kevin Costner

Kinostart: 22.08.24

5 Bewertungen

Horizon

Episch angelegte Siedlergeschichte

Was ist übrig geblieben vom guten alten Western? Kevin Costner, der „Wolf-Tänzer“ und wohl letzte Western-Held unserer Zeit, will es noch einmal wissen, als Co-Autor, Co-Produzent, Regisseur und Darsteller. HORIZON ist der erste von geplanten vier Teilen, eine neue monumentale Western-Saga für die Leinwand. Mutig ist das zweifellos, dafür gebührt Costner jeder Respekt, denn was im Serienformat („Yellowstone“) gut funktioniert hat, muß an der Kinokasse nicht zwangsläufig laufen. Auch wenn allein der Bilder wegen HORIZON zweifelsfrei ins Kino gehört!

Ein Pflock wird in die karge Erde gerammt, neben einem Flußlauf. Dann werden die Siedler, zwei Familien, von Pfeilen durchbohrt. Doch es kommen noch mehr Siedler nach Horizon, den es als Ort noch gar nicht gibt, nur als Projektionsfläche. Daß die Siedler auch ermordet werden, nimmt niemand als schlechtes Zeichen, denn der Glaube an die Zukunft ist größer, und so rollen bald endlos die Wagen heran. Die Besiedlung des Westens als Gründungsmythos der USA – Costner erzählt sie als ein historisches Programm, das unaufhaltsam ausläuft, obwohl es auf allen Seiten mit Blut bezahlt wird. Dabei läßt er die nicht uninteressante Frage aus, wer eigentlich die Verantwortung dafür trägt. So bekommt man zunächst aus Siedlersicht in aller Ausführlichkeit den Überlebenskampf gegen martialisch mordende Indigine erzählt, Costner korrigiert dieses Bild im Nachhinein, es bildet aber doch den Auftakt zu diesem Zirkel des Blutes.

Um die Gründung des Ortes Horizon knüpft der Film allmählich mehrere parallele Erzählstränge. Der eine begleitet einen Track durch den mittleren Westen, ein anderer (um Costner selbst) erzählt eine Rachegeschichte in den nördlichen Territorien. Wir ahnen, daß alle Geschichten irgendwann in Horizon zusammenlaufen. Doch so weit kommt der der erste Teil dieser Saga nicht. Er endet mit einer Art Trailer, eine Aussicht auf die nächsten Folgen. Das irritiert durchaus, als hätte Costner beschlossen, den Rest der Geschichte einfach im Schnelldurchlauf zu erzählen.

Sicher, eine Neubegründung des Westerns ist HORIZON nicht, Genreanhänger werden sich aber am bewußten Zitieren klassischer Genremotive erfreuen. Und auch wenn das Auge satt zu sehen bekommt und Erzählstränge sich äußerst spannend entwickeln, den Genre-Staub der 50er- und 60er-Jahre kann selbst Costner nicht komplett abschütteln.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...

Horizon ab heute im Kino in Leipzig