Originaltitel: HOTEL ARTEMIS
GB/USA 2018, 94 min
FSK 16
Verleih: Concorde
Genre: Thriller, Action
Darsteller: Jodie Foster, Sterling K. Brown, Sofia Boutella, Jeff Goldblum, Zachary Quinto
Regie: Drew Pearce
Kinostart: 26.07.18
Weil rosige Zukunftsaussichten keinen vom Smartphone weglocken, wird fernes Land in ferner Zeit ja generell eher von Düsternis beherrscht. So natürlich auch im hiesigen L.A. am 21.6.2028, mittwochs. Ein Typ namens Wolf King kontrolliert die Stadt, auf den Straßen tobt an Schlacht gemahnende Revolte, Brennende-Feuertonne-vor-Hightech-Wolkenkratzer-Optik grüßt freundlich die Videoclip-Vergangenheit des Spielfilmregiedebütanten Drew Pearce, aus dessen Hirn und Hand zusätzlich das Skript stammt. Und was für eines; es tönt förmlich „Junge, bin ich cool!“-Geschrei aus jeder Seite.
Zumindest weiß der Mann visuelle Spielereien zwischen Müllhalden-Chic und Puff-Pomp zu inszenieren, da schaut man schon ganz gern hin. Und einer Handlung zu, deren Entspinn-Potential im Gegenzug von Anfang an engen Begrenzungen unterliegt: Jean Thomas, ehemals medizinische Fachkraft, später dann versoffenes Risiko für Patienten und deshalb vorsorglich aus dem Dunstkreis selbiger entfernt, heute zu gleichen Teilen tablettenabhängiges Wrack und durchtechnisierte Ärztin, führt das titelgebende Hotel. Dort können sich verwundete Kriminelle wieder zusammenflicken lassen, gültiger Chip und korrekte Anmeldung vorausgesetzt. Derzeit geht’s recht taubenschlagsmäßig zu – drinnen harren der Heilung: ein Brüderpaar (einer grenztot), eine laszive französische Auftragskillerin, ein jähzorniger Waffenhändler. Draußen begehren Aufnahme: der heftig blutende Wolf King nebst Gefolge sowie eine Jean bekannte, schwer angeschlagene Polizistin ergo Feindin. Ring frei!
Nun trippelt da als Jean nach fünf Jahren Leinwand-Abstinenz Jodie Foster durchs Gemäuer, und es wäre bei oberflächlicher An- und Nachsicht leicht, ihr großartiges Spiel nachzurufen. Doch bliebe davon unberührt, daß jede andere Aktrice mit Standardrepertoire ähnliche Bandbreiten (hauptsächlich knarziges Getue, ein wenig weinen, etwas Ärger, fünf einander abwechselnde Blicke zum Transport zugeordneter Emotionen) zeigen könnte. Daß Fosters Darstellung dennoch – und trotz der gewohnt gruseligen Synchronstimme – Spuren in die erzählerische Leere drückt, ist daher dem allgemeinen sonstigen Niveau geschuldet. Kann indes ebenfalls nicht verhehlen, wie Pearce die Figur verschenkt, sie schematisiert und ihr billige 08/15-Tränendrüsen-Tragik anhängt, wo Erklärungen sowieso vollkommen überflüssig sind. Zu allem Überfluß begeht Pearce parallel den Kardinalsfehler vieler Männer – sich für witzig halten im breitbeinigen Humormodus des (siehe oben) coolen Sprücheklopfers. Klar, wir mußten uns schier wegschmeißen bei Jeans Hinweis, zuletzt 1986 geflirtet zu haben! Und wie klopften wir der kichernden Sitznachbarin die Schenkel blutig, jedes einzelne verdammte Mal, wenn der Normaler-Mittwoch-Running-Gag erklang!
Der Humor plump ausgestellt, die Charaktere facettenlos und schmierig abgegriffen. Aber Pearce schafft tatsächlich die negative Steigerung, quasi den finalen Absacker, indem er das gegen Schluß ziemlich personalstarke Ensemble im Rahmen einer ebenso sinnlosen wie jetzt endgültig auf selbstverliebte Mätzchen bauenden Nummernrevue ausdünnt. Saftig suppender Mord, einige Gewaltspitzen, verschiedene Rachegelüste, gedoppeltes Heldentum, Amazonen-Alleingang … Kommen Sie näher, treten Sie ran, es ist garantiert für jeden irgendwas dabei. Der Film als Summe seiner Teile und vor allem darüber hinaus erringt allerdings lediglich ein Prädikat: total egal.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...