Das Leben geht weiter, sicher. Für die Lebenden. Und auch die am Wegesrand zurückgelassenen Toten leben zuweilen noch - als Blindgänger im Gedächtnis derer, die unbeirrt voranpreschen, ohne noch einmal innezuhalten. HUNDSKÖPFE ist die Geschichte einer unbewältigten Vergangenheit. Vier ehemalige NVA-Soldaten, Christoph, Stefan, "Bussi" und "Schneewittchen", treffen nach 14 Jahren wieder zusammen, um einen gefährlichen Job zu erledigen: Sie sollen Bauland nach Minen abzusuchen.
Mit Metalldetektoren bewaffnet durchstreifen sie die Wiesen, um den einen oder anderen Helm aus dem zweiten Weltkrieg zu bergen. Fast wie früher auf der Grenzpatrouille, nur daß da ganz anderes geborgen wurde. Alexanders Leiche etwa. Er war der fünfte im Bunde und noch kurz vor der Wende bei einem Fluchtversuch umgekommen. Abends hocken die Überlebenden bei Bier- und Lichterkettenseligkeit in einer leerstehenden Ferienbaracke zusammen, vier alte Freunde, Teenager in Männergestalt. Aber es gibt deutliche Risse in der Gruppe, die weder durch Rabaukenkomik noch durch gemeinsame Feinde (in der Dorfkneipe) gekittet werden können. Offensichtlich hatte Christoph von Alexanders Fluchtplänen gewußt und gekniffen. Und jetzt ist er mit dessen Ex-Freundin Sylvia verheiratet. Und Stefan? Ausgeglichene Erscheinung, impulshafte Aggressionsschübe ... Bei ihm findet sich ein altes Foto von Alex und Sylvia. Die Wahrheit drängt ans Licht.
Spannend, unterhaltend - und nicht zuletzt wegen Axel Prahl auch schnoddrig-komisch. Regisseur Karsten Laske erreicht mit einfachen Mitteln und ohne großes Budget eine Menge. Keine Tricks, sondern schlichtweg ein gutes Team, eine stimmige und einfühlsame Dramaturgie und eine maßvoll-eindringliche Kamera. Die symbolische Ebene der Minensuche bleibt stets im Realen, die Geschichte in der Gegenwart verankert. Der Verzicht auf Rückblenden ist eine gute Entscheidung. So konzentriert sich alles auf den angespannten Raum zwischen den Männern.
Eine sinnvolle Nebenhandlung wird allerdings zugelassen: Sylvia betreibt ihrerseits private Aufklärung über die undurchsichtige Rolle ihres Mannes beim Tod Alexanders. So wird die Handlung nicht nur in einen Beziehungskonflikt Christoph-Sylvia eingebunden, sondern auch in Phänomene der Zeitgeschichte wie die Hilflosigkeit angesichts einer geöffneten Stasi-Akte.
D 2002, 90 min
Verleih: Basis
Genre: Drama, Polit
Darsteller: Arnd Klawitter, Simon Werner, Esther Esche, Axel Prahl, Marko Bräutigam
Stab:
Regie: Karsten Laske
Drehbuch: Karsten Laske
Kinostart: 28.08.03
[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...