D 2006, 104 min
Verleih: Concorde
Genre: Drama, Psycho, Liebe
Darsteller: Katja Riemann, August Diehl, Armin Müller-Stahl, Barbara Auer
Regie: Margarethe von Trotta
Kinostart: 05.10.06
Das neue Werk von Margarethe von Trotta hinterläßt vor allem ein ganz starkes Gefühl: Ratlosigkeit. Die Frage, was sie und Faßbinder-Stammautor Peter Märthesheimer, hier verantwortlich für Romanvorlage und Drehbuch, zu dem wunderlichen Stoff gebracht hat, ist letztendlich das größte Rätsel an diesem Film, der sich so sehr im Rätselhaften gefällt. Die eher banalen Hintergründe für das Psycho-Drama werden allerdings viel zu schnell aufgedeckt, und auch die Bilder, die mit satter Farbsymbolik und bedeutungsschwerer Kamera an große Kinotradition anknüpfen wollen, verblassen schnell.
Katja Riemann verwandelt sich in eine andere Frau, wenn sie nachts ihre blonde Perücke überzieht und in ihr blutrotes Kleid steigt, um in Hotels als mysteriöse Prostituierte für Aufsehen zu sorgen. So lernt der junge Erfolgsingenieur Robert Fabry, ein glatter August Diehl, sie kennen. Zu seiner Verwirrung läßt sie anschließend das vereinbarte Honorar auf dem Bett liegen. Und um die Verwirrung perfekt zu machen, lernt er dieselbe Frau am nächsten Tag als knallharte Rechtsanwältin erneut kennen, doch nun will sie weder von der vergangenen Nacht, noch von ihrer Perücke etwas wissen. Um Fabry ist es geschehen. Er verfolgt die Frau, die er behauptet zu lieben, um ihr Geheimnis zu lüften und sie aus den Klauen einer tyrannischen Vaterüberfigur, Armin Müller-Stahl, zu befreien. Dabei vernachlässigt er nicht nur seine zugegeben eh schon spröde Beziehung und seine Arbeit, sondern auch seinen gesunden Lebenswillen.
Das alles zusammen macht die Figur des Ingenieurs eigentlich viel mysteriöser als die der Frau in Rot, die mehr eine Art symbolischer Flickenteppich bleibt. Doch wer hinter der Fassade des immer clean wirkenden jungen Mannes noch etwas anderes vermutet, etwa eine unstillbare Abenteuerlust, der täuscht sich.
Eine Geschichte irgendwo zwischen Starnberger See, Frankfurter Skyline und hessischer Weingutidylle, die schließlich sogar nach Tanger und in die Sahara führt, was sie aber ebenso gut hätte lassen können. Die Wüstensymbolik allein macht es dann doch nicht. Eine krude Mischung aus HOMO FABER, DIE APOTHEKERIN und VERTIGO vollkommen aus Raum und Zeit gefallen, da sie weder einen Bezug zum Zeitgeschehen noch zum aktuellen Filmschaffen aufweist.
[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...