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Ich bin tot, macht was draus!

Nichts zu machen

Natürlich kann es nicht immer gutgehen! Das hoch geschätzte Cinema de la Belgique mit all seinen skurrilen Absonderlichkeiten, göttlich gotteslästernden Entwürfen und neorealistischen Wundern kann nicht immer im Schwarzen landen. Ein wenig Selbstbetrug ist beim einstimmig feierlichen Chorgesang über die Franzosen, die Dänen oder eben die Belgier eh im Spiel. Beim Abtauchen ins Moll über die Deutschen nicht minder. Denn wir sehen hier von dort nur das, was wir zu sehen bekommen. Im Falle von ICH BIN TOT, MACHT WAS DRAUS! ist leider nichts zu machen.

Oder doch? Vielleicht, wenn man ein wenig so ist wie die verunglückten Typen, um die es geht. Altrockig, bierverliebt, wasserscheu. Grand Ours haben sie sich genannt, als es ihnen und ihrer Musik besser ging. Großer Bär – von der Statur her ja! Lokale Stars in regionalen Clubs sind sie, mit schlechtem überregionalen Atem, und jetzt, auf reife Tage hochgerechnet, dann doch noch mit der Chance, in Übersee zu spielen. Die Flüge sind gebucht, die Locations in L.A. alarmiert, die Vorfreude enorm. Darauf ein Bier! Oder drei! Besser acht, denn nicht Häschen fällt in die Grube, sondern Leadsänger Jipé. Plötzlicher Tod am Wegesrand. Eine Band steht ohne ihren Frontmann da. Zorn in the U.S.A.! In Jipés Wohnung trifft die gerupfte Truppe noch am selben Abend ein nächster Schlag. Denn ihr Kumpel, den sie zu kennen glaubten, war schwul. Jipés Lebensgefährte holt die Männer ins Hier und Jetzt zurück, zunächst nur mit seiner äußeren Erscheinung, dann aufgrund seiner Zähigkeit, unbedingt mit auf Reisen gehen zu wollen.

Gesagt, gerockt! Jipés Asche wird den Klauen seines Schlagerbruders entrissen, als Tandoori-Gewürz proklamiert, in einen Plastikbehälter gestopft und kommt ins Gepäck. Allerdings mag man schon bei der Notlandung der Maschine nicht mehr recht hinsehen. Der erste Teil des Roadmovie genannten Treibens strotzt vor harthölzernen Witzchen, die die Länge der Männerbärte übertreffen. Der zweite Teil des noch immer Roadmovie genannten Treibens verweigert die Rasur.

Was tun, wenn in einer Tragikomödie weder Tragik noch Komödie funktionieren wollen? Wenn alles Gutgemeinte über echte Männerfreundschaft im Scherenschnitt verharrt? Vor allem: Was tun, wenn Bouli Lanners, der Leinwandbelgier an sich, mitspielt und es trotzdem nix wird? Dann ist es schade. Sehr schade!

Originaltitel: JE SUIS MORT MAIS J’AI DES AMIS

Belgien/F 2015, 96 min
FSK 6
Verleih: Camino

Genre: Komödie

Darsteller: Bouli Lanners, Wim Qillaert, Lyes Salem, Serge Riaboukine

Regie: Guillaume & Stéphane Malandrin

Kinostart: 28.04.16

[ Andreas Körner ]