Alex weiß nicht recht, was er vom Leben will. Er dealt gelegentlich, stellt sich dabei nicht besonders schlau an. Als er einen jungen Yuppie verprügelt, der nicht zahlen will, trifft er dessen Freundin Fred. Sie interessiert sich für Alex, heftet sich erfolgreich an seine Fersen. Obwohl sie augenscheinlich eine Schraube locker hat, macht sie ihn neugierig. Plötzlich sind die Schulden von Freds Freund nebensächlich.
Man zieht gemeinsam durch die Stadt. Trifft in einem Club die einfühlsame Sylvia. Landet zu dritt in einem Hotelzimmer mit Luxusausstattung. Aus Spielereien wird Ernst, die Gespräche werden offensiver, und unerwünschte Gäste bringen das Trio aus dem ohnehin schon empfindlichen Gleichgewicht. Alex’ Bruder wird eintreffen, ebenso Freds Freund mit einem aggressiven Handlanger. Wie wird diese Nacht enden?
Mit untrüglichem Blick und ehrlichem Tonfall erzählt Regisseur Doillon seine Geschichte über Menschen, die auf der Suche sind nach Liebe, dem großen Geschäft oder einem Lebenssinn in unserer ungeduldigen Gegenwart. Fremde entblößen ihre tiefsten Gefühle voreinander, in der Hoffnung auf einen Funken Aufmerksamkeit, Zuneigung. Die emotional aufgeladene Stimmung zwischen Fred, Alex und Sylvia schwankt zwischen Offenheit und Rückzug. Alex kann sich seinem kriminellen Milieu nicht entziehen, Sylvia droht am Seelenstriptease zu zerbrechen, und Fred spielt mit den Gefühlen beider, weil ihr die eigenen keine Ruhe geben.
Nach seinem umwerfenden Werk PONETTE vertraut Jacques Doillon einmal mehr auf vibrierend natürliche Darsteller. Keine Musik, kein visueller Firlefanz oder dramaturgischer Budenzauber stehen dabei dem unberechenbaren Verwirrspiel der Gefühle im Weg.
Auch wenn es nicht so klingt, ICH HABE DIR KEINE LIEBESGESCHICHTE VERSPROCHEN verbirgt unter der wilden Fassade ein melancholisches Märchen über Liebe und Leid, zart und zerbrechlich, einfach zum Heulen schön.
Originaltitel: CARRÉMENT À L’ OUEST
F 2001, 97 min
Verleih: Neue Visionen
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Lou Doillon, Caroline Ducey, Guillaume Saurrel
Regie: Jacques Doillon
Kinostart: 20.02.03
[ Roman Klink ]