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Im Herzen jung

Fanny frisch

Das Lachen platzt förmlich aus Jeanne heraus. Es ist bitter, ohne Absicht böse – es ist menschlich. Gerade hat ihr Mann Pierre gestanden, daß die Frau, in die sich der Mittvierziger verliebt hat, 70 ist. Gab es zuvor noch diese große, entwaffnend überraschende Szene einer Ehe, als Pierre schon am Tag danach verkündet, daß es eben nicht die Kollegen waren, mit denen er noch weg war, so faßt dieses Lachen jetzt direkt an. Pierre, der es direkt erlebt, uns, die stillen Zeugen. IM HERZEN JUNG schwingt sich über Momente wie diese auf, doch da ist viel mehr, auch Vibration genannt.

Es gibt ein Ferienhaus in Irland, das persönliche Geschichten schrieb für Shauna und Mathilde, für deren Tochter und Sohn und die Ewigkeit fernab von Paris. Shauna hat ihre Freundin beim Sterben begleitet, 15 Jahre ist es jetzt her, Pierre war behandelnder Arzt. Die erste Begegnung zwischen beiden damals mag man als flüchtig abtun, was sie in Wirklichkeit bedeutet hat, wird sich erst jetzt zeigen, da sich diese Frau und dieser Mann in Irland wiedersehen. Nein, halt, hier noch nicht! Etwas später.

So spar- wie behutsam sind die Dialoge, aus denen sich Zustände und Handlungen speisen. Zwischen Jeanne und Pierre und zwei gemeinsamen Kindern, einem dritten, das fehlt. Über Shauna, die Witwe und ehemalige Architektin, eine „strahlende Frau, die auf Zehenspitzen durch ihr Leben geht“ und die sich Fanny Ardant frisch und frei an den Hals schmiegt. Welche Milde in ihrem Lächeln, welche reiche Noblesse knapper Züge! Und doch geht die Ardant hier vor allem in einem vorzüglichen Ensemble auf, verschwindet und bleibt, taucht auf und hakt sich fest. Wie ihre Shauna für Pierre.

Wer spricht von einer Affäre, wer von Tabu und endlich mal gedrehter Norm? In Frankreich, wo die stabile Liebe von Präsident und Gattin das Kino längst überholt hat, eher nicht. Doch anderswo? Carine Tardieus IM HERZEN JUNG ist einfach zu komplex, um sich diesen einen offensichtlichen Aspekt herauszupicken, er ist zu stimmig im Beschreiben tangierender Charaktere, zu schön anzusehen. Zu berührend.

„Ohne Dich ging es mir gut – Du bringst mich noch um“, sagt Shauna zu Pierre und meint es so. Wo man glaubt, der Kopf hätte gesprochen, ist es trotzdem das Herz, ist es Mark, das erschüttert wird. Die beiden könnten das mit sich noch aufhalten, doch dann wäre es wirklich nur der Kopf, nicht die Liebe.

[ Andreas Körner ]