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Im Land der Wölfe

Trutz und Herdenschutz

Spätestens nach „Rotkäppchen“ war sein Image flächendeckend mies, der Wolf ein Menschenfresser; total egal, wie dämlich sich das Märchenkind verhält oder daß die Gebrüder Grimm Unsinn kolportierten. Tja, Fakten haben damals kaum interessiert, heute bloß leicht mehr, ein zu Einstimmungszwecken eingenordetes „Bild“-Video belegt’s: Jungwolf klaut Arbeiterhelm, die Springerpresse jault entsetzt, Otto Normalbürger glaubt’s ungefiltert, Expertinnen dröseln nun das ungewöhnliche Verhalten auf.

Unterhaltungswert trifft Information, hätte bleiben können, aber Regisseur Ralf Bücheler wählt einen weniger lockeren Weg. Oder sagen wir konkreter: Er agiert großteils reichlich trocken. Schwenk zum Umweltausschuß des Bundestages, wo über die Bejagung des Wolfs diskutiert wird. Zwischenfazit: „Das Ausmaß der Schäden hängt also […] vor allem am Grad der Implementierung wolfsabweisender Herdenschutzmaßnahmen.“ Übersetzt ergo ein Plädoyer pro Hund und Zaun, um Übergriffe auf Nutzvieh zu beschränken. Bücheler zweifelt keinesfalls an der Notwendigkeit solcher Maßnahmen, zeigt blutige Bilder gerissener Schafe. Und schneidet launig hysterisches Gebrüll aus Bayern gegen, wo man den Wolf in einem Aufwasch für quasi alles verantwortlich macht und, weil Ängste nur im Rudel was taugen, gleich noch Bär, Goldschakal und Luchs fürchtet. Dann schwenkt er jedoch direkt zurück zum Politsprech.

Letztlich vermitteln Büchelers auch durch geschickte Montage klare Position beziehende Gedanken zu Biodiversität und Koexistenz so selten Neues. Man weiß ja, daß der Mensch Mutter Natur zerstört, es unterm Strich ums Geld geht. Höchste Zeit, Änderungen anzustoßen …

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...