Originaltitel: IN THE VALLEY OF ELAH
USA 2007, 124 min
Verleih: Concorde
Genre: Drama, Thriller
Darsteller: Tommy Lee Jones, Charlize Theron, Susan Sarandon
Regie: Paul Haggis
Kinostart: 06.03.08
Hängt die amerikanische Flagge über Kopf an der Fahnenstange, bedeutet dies, daß sich das Land nicht mehr selbst zu helfen weiß, erklärt Hank Deerfield einem unbedarften Schulhausmeister. Deerfield, gut gealteter Vietnamveteran befindet sich auf dem Weg zum Armeestützpunkt Fort Rudd in New Mexico, denn sein Sohn Mike, der gerade von einem Einsatz im Irak zurückgekehrt war, gilt als vermißt. Die Deerfield-Männer hatten immer ein sehr enges Verhältnis und Hank weiß, daß es einen guten Grund für Mikes Verschwinden geben muß. Erzogen in einer wohlbehüteten mittelständigen Familie, mit einem Vater, der Disziplin, Ordnung und Ehre vorlebte, galt Mike als Mustersoldat. Und Hank bekommt von Vorgesetzten, Kameraden und Barfrauen genau dieses Bild bestätigt.
Nur die Videosequenzen, die Mike mit seinem Handy im Irak filmte und die als Dokumente in die Handlung montiert werden, sprechen eine andere Sprache. Als die Polizei verbrannte Leichenteile unweit des Stützpunktes entdeckt, bricht das Leben des Veteranen Hank auseinander, und das heldenhafte Bild seines Sohnes bekommt Risse. Die Nachforschungen im Fall Mike legen Wunden offen, die die Grundsätze der amerikanischen Gesellschaft fragil erscheinen lassen. Die Einzige, die ehrlich versucht, Hank auf der Suche nach der Wahrheit zu unterstützen und gegen die Verschleierungstaktiken von Seiten des Militärs anzugehen, ist die junge Polizistin Emiliy Sanders.
Paul Haggis läßt sie gegen ein chauvinistisches, hierarchisch strukturiertes System anrennen und letztendlich verlieren und legt damit sehr klar und eindringlich erzählt die Strukturen der gesamten "Macho-Kriegs-Kacke" offen, wie ein Kamerad von Mike den Umgang mit der Kriegssituation beschreibt. Der Einsatz im Irak hat die Perspektive der jungen Männer verschoben und ihre Wahrnehmung dafür, was Recht und Unrecht ist, untergraben.
Der perfekt besetzte Film stellt ohne falsche Belehrungen die grundsätzliche Frage nach Verantwortung. Verantwortung der Väter für ihre Söhne, der Söhne für ihre Taten und einer Nation, die ihre Kinder in den Krieg schickt. Vor allem wenn sie mit nur fünf Steinen bewaffnet sind, wie David im Kampf gegen Goliath im Tal von Elah. Eine ambivalente und diskussionswürdige Perspektive, die Paul Haggis einnimmt: denn wer ist David und wer Goliath? Die amerikanische Flagge weht derweil kopfüber im Wind und sendet Notsignale.
[ Susanne Schulz ]