Originaltitel: UNE BELLE COURSE
F 2022, 91 min
FSK 12
Verleih: StudioCanal
Genre: Drama
Darsteller: Line Renaud, Dany Boon, Alice Isaaz
Regie: Christian Carion
Kinostart: 13.04.23
Zu früh abgewunken! Also all jene, die ob des Titels, Casts und Postermotivs meinen, einen dieser „üblichen“ französischen Filme zu erkennen, die nicht zu knapp die hiesigen Leinwände kapern. Wobei generell gar nichts gegen die „üblichen“ französischen Filme zu sagen ist, sie stehen oft für perfekte, gut besetzte, bisweilen vielleicht etwas zu rasch wiedererkennbare, aber doch immer kurzweilige Unterhaltung. Nur griffen diese Attribute bei IM TAXI MIT MADELEINE wesentlich zu kurz. Denn hier wird zwar durchaus „üblich“ mit pointiertem Witz von einem ungleichen Paar und den, sagen wir, vorerst nicht allzu aufregenden Alltagswendungen des Filmgroßstadtlebens erzählt, aber eben auch weit darüber hinaus.
Was vor allem an der Lebensgeschichte der mit 92 Jahren hochbetagten Madame Madeleine Keller liegt. Wenn sie ins Taxi des ewigen Grantlers Charles steigt, um das Betreten des gefürchteten Pflegeheims durch eine Fahrt an Orte der Erinnerung hinauszuzögern, entblättert sich eine Geschichte, die man so nicht erwartet hat. Dazu gehören der immerwährende Geschmack des ersten Kusses wie auch der wohldosierte Einsatz von Phenobarbital und eines Flammenwerfers ...
Mehr zu verraten, nähme diesem trotz oder wegen durchaus deftiger Methoden zutiefst humanistischen Film über eine bewundernswerte Frau und eine kurze, aber wunderbare Freundschaft den Reiz. Der Film respektive seine Titelheldin sind ein Ausbund an Charme, Witz, Achtung, Gelassenheit und Lebensklugheit, Mme Keller war schon feministisch, als es den Begriff noch gar nicht gab, eben so ganz ohne Schaum vor dem Mund unterm Damenbart. IM TAXI MIT MADELEINE erzählt vom Menschbleiben, selbst dann, wenn man Schlimmstes erlebt hat. Noch dazu ist der Film eine Liebeserklärung an ein Paris, das wohl im Verschwinden ist, denn Tagesfahrten im Taxi durch die Seine-Metropole sind im realen Leben vieles, aber kein Spaß.
Und neben der bezaubernden, gar schon 94jährigen Line Renaud in ihrer vermutlich letzten und derart bravourös gemeisterten Rolle, daß man eigentlich Platz neben ihr nehmen und einfach zuhören will, muß man den Hut auch vor Dany Boon ziehen: Die Pause im Kino tat ihm und dem Publikum sichtlich gut. Wesentlich gereifter, austarierter ist sein Spiel, mit so viel mehr Leben im Gesicht, ohne gänzlich auf das zu verzichten, was man ja immer an ihm mochte – diesen jungenhaften Schalk in den Augen.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.