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Im Weißen Rößl

Rückkehr zur Romantik

Wir haben die umstrittene Herdprämie, eine frisch gewählte konservative Kanzlerin, und allerorten macht sich das Gefühl breit, daß man sich gerne wieder in den kuscheligen Schoß der Familie flüchtet, ohne so vermeintlich überholte Dinge zu verfechten wie die Gleichstellung der Frau. Da paßt es doch gut, daß Diana Amft alias Ottilie jetzt am Wolfgangsee unter Regie von Christian Theede ihre wahre Bestimmung, sprich Liebe, finden darf. Amft ist die Idealbesetzung, hatte sie doch schon als Dr. Gretchen Haase Kultstatus in der Serie „Doctor´s Diary“ errungen, in der Fräulein, aber eben auch Fast-Doktor Haase hauptsächlich damit beschäftigt ist, das Herz ihres machohaften Vorgesetzten zu erobern oder sich in Grund und Boden zu blamieren. Und ehrlich: Wir haben’s genossen!

Sitzen gelassen von ihrem schnöseligen Freund, der in derselben von herzlosen Anzugträgern regierten Agentur arbeitet, verläßt Ottilie nun in diesem Film das mausgraue Berlin, um den Herzenswunsch ihres Vaters zu erfüllen. Er will seine große Liebe, Ottilies Mutter, in den Bergen die letzte Ruhe finden lassen. Und die Tochter soll den überhaupt schönsten Ort der Welt erblicken: das Weiße Rößl. Was dem einen ein Kitschangriff, ist dem anderen opulent ausgestattete Romantik. Amüsant ist es auf jeden Fall, wenn man Dr. Otto Siedler – der Ken in dieser Barbie-Alpenwelt – um die Gunst der Ottilie ansingen sieht. Die tanzenden Kellner, das Alpenglühn und Auftritte des Schmonzettensängers und Pseudoweiberhelden Sexy Siggi schwanken ständig zwischen Persiflage und Musicalidylle.

Theede bewegt sich gekonnt auf diesem schmalen Bergpfad und läßt rechts und links die Schuhplattler derb krachen sowie ganz sanft die Liebe besingen. So ist seine Version des Klassikers eine ziemlich nah am Zeitgeist stattfindende, in der Frauen zwar gut bezahlte Jobs haben, gerne auch Hotels leiten, aber doch am Ende von dem Einen träumen, der sie wirklich will und auch noch Männlichkeit beweist. Es wird hier ohne politisch korrekte Umwege zu Recht gefilmt, was wir intellektuell nicht billigen, aber doch herzpochend anschauen, und das zeugt von einem tief verwurzelten Konservatismus, den man bedenklich finden kann, aber nicht muß. Weil: Aufgeklärt sind wir ja genug.

Deshalb darf man jetzt auch „das schöne Vaterland Österreich“ besingen, ohne daß dabei eine Taube ins Bild scheißen muß. Man spart sich mittlerweile die relativierende Ironie und lacht einfach drüber. Lachen Sie doch mit! Oder lassen Sie’s.

D/Österreich 2013, 90 min
FSK 6
Verleih: Senator

Genre: Liebe, Musikfilm

Darsteller: Diana Amft, Tobias Licht, Fritz Karl, Armin Rohde

Regie: Christian Theede

Kinostart: 07.11.13

[ Susanne Schulz ]