Dieser Film ist wirr. Sehr wirr. Weshalb er kein schlechter Film sein muß. Leider ist er aber wirr und schlecht. Auch deshalb, weil er erkennbar wirr konzipiert wurde, Wirrnis als Selbstzweck. Der Film wurde sozusagen wüst gemacht, um abzulenken. Zum Beispiel davon, daß das dürre Geschichtsskelett zwar für den vorangegangenen Comic genügen mochte, zur Licht gewordenen Idee ist dieses träge Konglomerat aus schlecht animierten Sequenzen und müde entworfenen Schicksalskämpfen einfach zu klapprig.
Jill, eine androgyne Mutantin, ist bestimmt, von einem zur Sterblichkeit verdammten Gott mit Vogelkopf geschwängert zu werden. Damit der Schnabelmann eben nicht sterblich wird. Das bringt endlose Attacken, Verfolgungsjagden und einen für den Betrachter gefühlt endlosen Ausflug ins Jahr 2095 mit sich. New York bietet das düster eingefärbte Spiegelbild einer völlig pervertierten Zukunft, einer werbefreien allerdings, wie an den kontrastarm skizzierten Wolkenkratzern zu erkennen ist. Nirgendwo pappt Coca Cola, Samsung und weiß der Reklamegott was sonst. Ein durchdachtes Bild der Unschuld, sozusagen eine Reinwaschung der von Konsumgeilheit und doktrinärem Kaufrausch gebeutelten Gesellschaft? Das wäre dem Schöpfer dieses Videospielgerassels doch zuviel der Ehre.
Natürlich kämpft sich ab und an so etwas wie ein philosophisch dünkendes Pflänzchen durch den Dschungel aus absurd animiertem Hammerhaigetier und putzig anzuschauenden Wabbelfiguren, die aus der Kachelwand krauchen, um Jill höflich die Zahnbürste zu reichen. Auch mit der Liebe versucht’s Comic-Veteran Enki Bilal. Allerdings soll die blauhaarige Jill ausgerechnet für einen von Thomas Kretschmann dargestellten Revoluzzer entflammen. So hat der im besten Fall aufs Publikum überspringende Funke auch nicht den Hauch einer Chance.
Fazit dieser konstruierten Fabel über neidende Götter und klägliche Helden: als Reaktionen auslotendes Experiment sicher nicht ganz uninteressant, als Film, auch als wirrer Film, allerdings eine quälende Zumutung.
Originaltitel: IMMORTEL
F 2004, 102 min
Verleih: Tiberius
Genre: Comicverfilmung, Science Fiction, Fantasy
Darsteller: Linda Hardy, Charlotte Rampling, Thomas Kretschmann
Regie: Enki Bilal
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.