Österreich 2006, 97 min
Genre: Horror, Teenie
Darsteller: Sabrina Reiter, Julia Rosa Stöckl, Michael Steinocher, Laurence Rupp, Nadja Vogel
Regie: Andreas Prochaska
Das österreichische Kino scheint das Düstere besonders zu lieben. Die Düsternis dieses selbsternannten "Austrian Schocker" hat jedoch mit dem, was man sich bisher darunter vorstellte, wenig zu tun. Vielmehr ergibt sie sich aus einem Mangel an Geistesblitzen, handelt es sich doch um den Versuch, mit dem Teenhorror eines der US-amerikanischsten Genres überhaupt einzudeutschen. Im österreichischen Dialekt, versteht sich. Aber warum, zum Henker, sollten sich frisch gebackene Matura-Inhaber aus dem Salzkammergut nicht genau so gut abmurksen lassen wie der gemeine Collegeabsolvent?
Tatsächlich geht das hier wie blutgeschmiert - ein Erhängter am Anfang, ein über den Haufen gefahrenes Reh kurz danach und schließlich dem Tod geweihte Menschen, die nichts, aber auch gar nichts aus den Genrevorbildern gelernt haben. Zum Beispiel, daß man nachts nicht das Haus verläßt, um die Katze zu suchen, und daß man sich niemals, ich wiederhole: NIEMALS! über schartige Glaskanten beugen sollte, auf die man von der Kamera mehrfach hingewiesen wurde.
Gleich mit mehreren Zaunspfählen wird einem bedeutet, was Regisseur Andreas Prochaska letzten Sommer und all die Sommer davor getan hat: Teenie-Horror-Filme gucken, ihre Grusel- und Ekelmechanismen verinnerlichen. Weil nun hier in jede "Mordsszene" ein Schnitt fährt, weil dazu immer ein schneidiges Geräusch erklingt, weil es ein verwunschenes Häuschen und einen maskierten Schatten aus der Vergangenheit gibt, muß man sagen: die Imitationsübung führt zu einschlägigen Ergebnissen. Mehr als eine Fußnote für Genrefans dürfte Prochaska damit jedoch nicht gesetzt haben.
Und selbst dort hört man schon das Mäkeln. Zu wenig eigene Ideen, zu viel Respekt vor den eingeführten Klischees, zu berechenbare Umwege in die Ausweglosigkeit. Ihnen seien die Filme von Michael Haneke empfohlen, der - zugegebenermaßen jenseits des Genres - ein paar österreichische Schocker inszeniert hat, die wirklich bahn- und beinbrechend waren. Bei FUNNY GAMES durfte Prochaska dem Meister den Schnitt besorgen. Aber ach, wie wenig hat er von dort mitgenommen.
[ Sylvia Görke ]