Originaltitel: THE LOVELY BONES
USA 2009, 123 min
FSK 12
Verleih: Paramount
Genre: Literaturverfilmung, Drama, Fantasy
Darsteller: Saoirse Ronan, Mark Wahlberg, Rachel Weisz, Stanley Tucci, Susan Sarandon
Regie: Peter Jackson
Kinostart: 18.02.10
Die 14jährige Susie Salmon wächst behütet im Schoß ihrer Familie auf. In einer Kleinstadt-idylle, weit weg von Bedrohungen und Leiden. Scheinbar. Lauert das Böse doch ganz in der Nähe. Hinter der Fassade des rosenumwachsenen Nachbarhauses. Hinter der zurückhaltenden Höflichkeit des älteren Mannes, der dort still und unauffällig haust. Und der Ungeheuerliches vorhat.
George Harvey heißt diese Biederfratze der Perversion. Ein Alptraum. Ein Kinderschänder und Kindermörder. Auch Susie wird ihm zum Opfer fallen. Und das Leben ihrer Familie wird Schmerz und Verzweiflung sein, und Nachbar Harvey wird es genießend beobachten. Und warten. Darauf, daß ihm alsbald Susies kleine Schwester in die Falle geht.
Im Original heißt Peter Jacksons neuer Film THE LOVELY BONES. Ein großartiger Titel, weil er in sich vereint, was diese Geschichte so düster und schmerzend hoffnungsvoll zugleich pulsieren läßt. Und das auf eine Weise, das sei hier gleich gesagt, die auch über die Schwächen dieses Films hinweghilft.
Schwächen, die im übrigen auch in Alice Sebolds Romanvorlage anzutreffen sind. Doch geht es hier um den Film, und der hat Momente, die einem den Atem stocken lassen. Etwa, wenn Jackson zeigt, wie Nachbar Harvey sein Spinnennetz webt, in das Susie sich verfangen wird. Man möchte zur Leinwand vorbrüllen: Paß auf, Kleine! Überhaupt: Wie souverän Jackson diesen alten, perfiden Erzählkniff zu handhaben weiß, den Zuschauer immer etwas mehr wissen zu lassen, als die Figuren im Film. Wie er daraus Suspense-Momente destilliert, die man – versprochen! – in dieser dichten, schweißtreibenden Perfektion lange nicht mehr im Kino sah. Und wie Jackson einen emotional bannt, hin und her schüttelt zwischen Sorge (um Susie erst, dann um ihre Schwester) und Abscheu (vor Mr. Harvey) und natürlich Mitleid mit Familie Salmon in ihrem Schmerz. Phantastisch!
Die Schwäche des Ganzen nun liegt im esoterischen Parallelfilm. In Susies Himmel, durch den das Mädchen nach ihrer Ermordung wandelt. Eine Seele, die keinen Frieden findet, den Schmerz ihrer Familie und die Gefahr für ihre Schwester sehend und spürend. Es ist nicht wirklich mißlungen, was Jackson daraus zaubert. Aber an die „irdische“ Intensität reicht die jenseitige nicht heran. Da ist ein qualitatives Gefälle, trotz – oder wegen? – aller optischen Phantastik, allem betörenden Lichtgleißen und hymnischer Streicher-Kaskaden.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.