D/USA 2018, 113 min
FSK 16
Verleih: Farbfilm
Genre: Drama
Darsteller: Eric Hunter, Max Thayer, Nikki Lowe
Regie: Damien John Harper
Kinostart: 16.08.18
Für „Das kleine Fernsehspiel“ ist dieser Film groß genug. Mit dem Zweiten sieht man nicht nur besser, man kann mit dessen Geld auch aufwendiger drehen. US-Regisseur Damian John Harper bekam für IN THE MIDDLE OF THE RIVER noch andere deutsche Finanzen. Weshalb, erschließt sich nicht. Es fühlt sich so an, als würde Europa mit Harpers Beitrag den Trumpschen USA einen Spiegel vorhalten wollen.
Die Rückkehr der Handkamera! Brachial und aggressiv schießt Bildgestalter Bogumil Godfrejow auf Gesichter und in Wunden, hechtet hinter flüchtenden Männern und sich schlagenden Frauen her, verschafft eine extrem direkte Begegnung mit den Menschen einer schäbigen Trailersiedlung in New Mexico. Momente der Ruhe? Selten. Schweigen und Einkehr? Sehr selten. Dafür Wut, Gewalt und Haß quer durch Generationen und Geschlechter. Was völlig fehlt, ist irgendeine Figur, der man zu folgen gewillt ist, die sich irgendwo eingräbt, sei es in der Seele oder einfach nur hinter den Augen.
Noch nichts ist zu sehen, da sind schon Gabriels schwerer Atem und seine Schläge an eine Klowand zu hören. Der 26jährige wird das latent Explosive nicht verlieren. Aus dem Irak-Krieg heimgekehrt, findet er im Epizentrum eines multikulturellen Umfelds eine zerrüttete Familie vor. Es dauert, bis man die Konstellationen durchschaut hat. Kann sein, es gelingt gar nicht. Wer als Mexikaner mit indianischen Menschen ringt, welcher Weiße mit wem verwandt ist oder nur so spielt – alles ist auf stets lodernde Art verbandelt. Fürs eigene Trauma und die schwere Verletzung am Bein ist kaum Raum, Gabriel will herausbekommen, wie seine Schwester gestorben ist. War es der Großvater, ein rabiater Trinker? Oder Trigger Finger, ein Hüne von Mann und als Vater mehr eine Drohung? Es gibt da ein Geheimnis, heißt es in der Sippe. Und es gibt Waffen, Drogen, Gift und Galle.
Regisseur Harper verzichtet auf einen klaren Fokus. Seine Laiendarsteller läßt er im heterogenen Maß ihrer Begabung agieren, was das unentschlossene, maßlos überfrachtete Sujet noch verstärkt. Die beste Szene: Als Gabriel seiner Nichte vom Krieg erzählt, erklingt aus dem Radio Country Joe McDonalds Vietnam-Song „I-Feel-Like-I‘m-Fixing-To-Die-Rag.“ Symbol einer Wiederkehr. Diese Art Indirektes fehlt ansonsten. IN THE MIDDLE OF THE RIVER steht für eine Verwechslung, denn Tempo und Intensität sind keineswegs Hatz und Nervosität.
[ Andreas Körner ]