Originaltitel: THE FIFTH ESTATE
USA/Belgien 2013, 128 min
FSK 12
Verleih: Constantin
Genre: Drama, Krimi, Biographie
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Daniel Brühl, David Thewlis, Laura Linney, Stanley Tucci, Carice van Houten
Regie: Bill Condon
Kinostart: 31.10.13
28. November 2010. Auf der Wikileaks-Seite werden eine Viertelmillion diplomatische US-Berichte über Regierungen und deren Mitarbeiter veröffentlicht. Damit wurde der Welt die bislang größte Sammlung geheimer Regierungsakten frei zur Verfügung gestellt. Im selben Jahr wurde ein Video von den Luftangriffen auf Bagdad online gestellt, in dem zu sehen ist, wie das US-Militär auf Zivilisten schießt. Kurz darauf wurde ein internationaler Haftbefehl gegen den vermeintlichen Kopf und Sprecher von Wikileaks erlassen.
Held oder Bösewicht? Revolutionär und Medienpionier oder arroganter Unruhestifter und paranoider Exzentriker? Julien Assange spaltet. Der Vorspann des Films rückt seine Geschichte in eine Reihe mit der Erfindung der Schrift, des Buchdrucks und des Fernsehens. Innerhalb von nur vier Jahren nach dem Start der Seite hat Assange für mächtigen Wirbel gesorgt. Die Diskussionen um die sogenannten Whistleblowers, deren Schutz und Anonymität Assange mit Wikileaks garantieren wollte, dauern bis heute an. Die Fälle von Bradley Manning und Edward Snowden haben diplomatische Verstrickungen auf höchster Ebene provoziert und sind hochaktuell.
Da kommt der Film aus der Spielberg-Fabrik gerade recht. Beeilen mußten sie sich, die Macher um den Regisseur Bill Condon, der mit GODS AND MONSTERS und KINSEY beachtenswerte Filme im Bereich der Biographieverfilmungen mitbringt. Bei seinem aktuellen Werk scheinen dann aber leider mehr die beiden TWILIGHT-Verfilmungen durch, die er zuletzt gemacht hat. Denn spricht man nur über den Film als solchen, muß man sagen, daß der eher medioker geraten ist. Die Geschichte vom Aufstieg der Enthüllungsplattform ist durchaus spannend erzählt. Nur die Bemühungen, etwas Ungreifbares wie das Internet irgendwie filmisch erfahrbar zu machen, ist teils danebengegangen.
Interessant hingegen ist der Einblick in die Freundschaft von Assange und seinem deutschen Helfer Daniel Domscheit-Berg. Eine Geschichte von zwei Männern, die sich zusammentun, weil sie für dieselben Ideale kämpfen, am Ziel ihrer Bemühungen aber am eigenen Ego scheitern, sich verlieren und schließlich zu Feinden werden. Als Grundlage für die Geschichte diente unter anderem das Buch des Aussteigers Domscheit-Berg. Unterm Strich faßt der Film die rasanten Ereignisse um Wikileaks kintopp-tauglich zusammen, ist aber leider auf zu großen Mainstreamkonsens gebürstet.
[ Marcel Ahrenholz ] Marcel mag Filme, die sich nicht blind an Regeln halten und mit Leidenschaft zum Medium hergestellt werden. Zu seinen großen Helden zählen deshalb vor allem Ingmar Bergman, Andrej Tarkowskij, Michelangelo Antonioni, Claude Sautet, Krzysztof Kieslowski, Alain Resnais. Aber auch Bela Tarr, Theo Angelopoulos, Darren Aronofsky, Francois Ozon, Jim Jarmusch, Christopher Nolan, Jonathan Glazer, Jane Campion, Gus van Sant und A.G. Innaritu. Und, er findet Chaplin genauso gut wie Keaton ...