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Interview

Steve Buscemi erneuert Theo van Goghs Skandalfilm

Wenn Steve Buscemis schiefes Grinsen in einem Film auftaucht, kann man sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf gute, intelligente Unterhaltung mit einem ordentlichen Schuß schwarzen Humor freuen. Buscemi, der sein Faible für neurotisch-gebrochene Figuren immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, legt mit seinem aktuellen Projekt ein kleines, elegantes Remake des gleichnamigen Films des ermordeten niederländischen Skandalfilmemachers Theo van Gogh vor, in dem er das Geschehen sowohl vor als auch hinter der Kamera dominiert, da er diesmal auch Regie geführt hat.

Buscemi macht aus INTERVIEW ein komödiantisches, politisch herrlich inkorrektes Kammerspiel, dessen Handlung sich auf wenige Stunden einer Nacht beschränkt. Er selbst spielt den abgehalfterten Politikjournalisten Pierre Peders, der sich - verdonnert vom Chefredakteur - nur widerwillig daran macht, das junge hübsche TV-Scarlet Katya zu interviewen. Er ist nicht vorbereitet und gibt sich absolut keine Mühe, sein Desinteresse zu verbergen. So läßt Katya, gespielt von der perfekt besetzten Celebrity-Bombe Sienna Miller, das Interview schließlich platzen, doch der Zufall (und Theo van Goghs Vorlage) wollen es, daß Peders direkt vor dem Loft der Schauspielerin verunfallt und Katya ihn kurzerhand mit nach Hause nimmt, um seine Wunde zu versorgen. Sobald sich die Türen des Luxus-Lofts hinter ihnen geschlossen haben, beginnt ein verbales Katz-und-Maus Spiel, ein Interview eben, in dessen Verlauf scheinbar offensichtliche Kräfteverhältnisse und Wahrheiten nachhaltig ins Wanken geraten.

Während Sienna Miller vor allem damit beschäftigt ist, ihrer naturbedingten Zickigkeit möglichst episch nachzugeben (und das macht sie wirklich gut), gelingt es Steve Buscemi mal wieder, seinen Charakter so nuanciert zu gestalten, daß man bis zur letzten Minute keine Ahnung hat, wann und ob dieser überhaupt jemals die Wahrheit sagt. INTERVIEW lebt von der Qualität seiner Darsteller.

Buscemi und Miller gelingt das Kunststück, den eigenwilligen Plot van Goghs gegen alle Regeln der Plausibilität glaubhaft in Szene zu setzen.

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.