Originaltitel: IRIS

USA/GB 2001, 90 min
Verleih: Buena Vista

Genre: Biographie, Drama

Darsteller: Judi Dench, Jim Broadbent, Kate Winslet, Hugh Bonville

Stab:
Regie: Richard Eyre
Musik: James Horner

Kinostart: 16.05.02

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Iris

Am Ende der Worte: Musik

Iris Murdoch ist jung, schön, intelligent und selbstsicher. Später wird sie mit ihren Büchern berühmt werden, wird Philosophie lehren, wird 1997 an Alzheimer erkranken und zwei Jahre später sterben. Doch der britische Theaterregisseur Richard Eyre schreitet nicht chronologisch den Lebensweg der gefeierten Literatin ab, zementiert nicht Jahreszahlen und Orte in einer herkömmlichen Biographie. Indem er sich auf die Erinnerungen des Universitätsdozenten und Literaturkritikers John Bayley stützt, der mit dieser Frau mehr als vierzig Jahre verheiratet war, wählt er eine sehr viel persönlichere Perspektive, die Sicht eines liebenden Gegenübers, das intime Wissen eines Vertrauten.

Im Oxford der 50er Jahre begegnen sich die beiden, John ist von ihr fasziniert, sie von seiner ungeschickten Art gerührt, von seiner Liebenswürdigkeit angezogen. Um das stille Einvernehmen im Alter kämpfen die beiden ein Leben lang, denn Iris bricht immer wieder aus der Beziehung aus - zu anderen Männern, zu Frauen. Mit dem Beginn ihrer Krankheit wird diese schwierige Liebe auf ihre letzte Probe gestellt. Den Verfall eines scharfen Verstandes inszeniert Eyre als Begräbnis auf Raten: Iris wiederholt sich, Iris hat ein Wort vergessen, dann ganze Sätze und schließlich das gesamte Vokabular ihres Lebens. Dazwischen blitzt ein glücklicher Sommer auf, Rückblenden in scharfzüngige Streitgespräche, brillante Vorträge, unbeschwerte Ausflüge. Kate Winslet verströmt die gesunde Vitalität der Jugend, Judi Dench verleiht jeder Etappe auf dem Weg zur letzten Verstörung Würde. Doch Eyre weiß den Segen solcher Darsteller nicht immer zu schätzen: Da muß das Gewinke der Teletubbies aus der Flimmerkiste simpel und tumb illustrieren, was man Judi Dench an Gesicht und Körper ablesen kann.

Da hat man in den Boxen ein Orchester versammelt, das Brüchiges mit James-Horner-Kompositionen glatt bügelt, und aus manchen malerischen Bildern lugt dann doch hervor, was man unbedingt vermeiden wollte: Sentimentalität.

[ Sylvia Görke ]