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It’s All About Love

Was wird denn hier gefeiert?

Ein Regiekomplott, eine Weltverschwörung legte sich mit Dogma 95 als Wackelkontakt an die Bilderwelt des Kinos, kam der kantigen Wirklichkeit bei, ohne ihr nach dem Mund zu reden. Mit DAS FEST rüttelte auch Thomas Vinterberg virtuos an alten Sehgewohnheiten, doch er wurde dabei geschnappt - vom Erfolg. Das Heer drohte, die Avantgarde einzuholen. Mit der Versenkung in den Traum von einer Eisprinzessin und ihrem Prinzen tritt Vinterberg nun die Flucht nach vorn (ins Jahr 2021) an.

Ein schwedisches Filmstudio wurde mit Farbe, Licht sowie Musik als aus der Zeit gefallenes New York kostümiert. John kam hierher, um mit Elena die Scheidungspapiere zu unterzeichnen. Aus dem geplanten Kurzaufenthalt wird eine siebentägige Reise in den Wahnsinn, denn Vertraute und Freunde der gefeierten polnischen Eiskunstläuferin bereiten Elenas Ermordung vor. Für die Zeit danach hat man mehrere Doppelgängerinnen einfliegen lassen, die John wie Fiebervisionen verfolgen. Ein Mr. Morrison scheint hinter der Intrige zu stecken, die "Ice Corporation" wahrscheinlich auch. Doch die wieder erwachte Liebe zwischen John und Elena hat in Vinterbergs Traum keine Chance. Wie der Regisseur hat sich auch diese Welt von Regeln gelöst: Es schneit im Juli, ganze afrikanische Volksstämme driften gen Himmel ab, weil die Schwerkraft versagt, eine tödliche Herzkrankheit grassiert. Der blaue Planet hat sich im Liebesentzug erkältet, in einem Flugzeug auf Endlosreise hustet Sean Penn den Bericht zur Lage.

"Fortsetzung des Festes mit anderen Mitteln", "Negation der Negation" könnte man dieses Sendungsmärchen wohlwollend nennen. Doch Vinterbergs verschwenderisch geschmückte Traumwirklichkeit fühlt sich in ihrer exzentrischen Hohlheit wie eine Gummizelle an. So oder so hat ihn die Kriegslist einer rituellen Feier des Illusionskinos in den Underground zurückgeführt.

Worunter genau der liegt, was er dort gefunden haben will, warum es da so verrückt zugeht und trotzdem so schön aussieht? Vielleicht, weil man hier ganz wunderbar Selbstgespräche über Kunst und Künstlichkeit führen kann? Sicher, weil einem mit getönter Brille die gähnende Leere nicht ganz so bodenlos vorkommt.

Originaltitel: IT’S ALL ABOUT LOVE

USA/J/S/GB/DK 2002, 104 min
FSK 12
Verleih: Senator

Genre: Thriller, Liebe, Science Fiction

Darsteller: Joaquin Phoenix, Claire Danes, Sean Penn

Stab:
Regie: Thomas Vinterberg
Drehbuch: Thomas Vinterberg

Kinostart: 20.03.03

[ Sylvia Görke ]