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Jackpot

Verspielte Chancen zu filetiertem Leib

Es gibt ja so Tage ... Weihnachten mag für manchen eh schon nicht der Überknaller sein, aber Oscar hat’s richtig kalt erwischt. Die Polizei findet ihn im Stripclub „Pink Heaven“ unter einer adipösen, verblichenen Frau liegend, blutverschmiert, von weiteren Leichen umgeben, mit einem Gewehr in der Hand. Klare Sache eigentlich. Aber Oscar weiß auf dem Revier eine Story zu erzählen, welche dem Kommissar einen offenen Staunemund beschert. Konkret war er komplett unbescholtener – Strafzettel ausgenommen – Chef dreier Krimineller, die in einer Fabrik irgendwo im Nirgendwo läuternde Arbeit verrichteten, namentlich das Herstellen von Weihnachtsbäumen aus Plastik. Toller Job, die Aggressionen kochen immer noch hoch, jemand greift zum Arbeitsgerät und bedroht den unglückseligen Oscar, die Richtung ist klar. Zur zusammenschweißenden Beschwichtigung bildet das Quartett eine Tippgemeinschaft und gewinnt tatsächlich die ganz, ganz große Marie. Nur leider läßt sich diese nicht durch vier teilen. Blöde Sache. Mordlust voraus.

Nun gibt’s ja auch so Filme ... die stark anfangen und adäquat nachlassen. Auftritt JACKPOT. Der Einstieg stellt die zukünftigen Opfer kurz vor, dann geht’s knackig los, bald muß der erste Körper auf dem heimischen Eßtisch in seine Einzelteile zerlegt werden, später landet ein weiterer im Häcksler. Da sausen manchmal FARGO-Erinnerungen durch die hämoglobingeschwängerte Troposphäre, und uns geht breit grinsend das fieshumorig schlagende Herz auf. Relativ schnell allerdings auch wieder zu, denn was zum Henker hat sich Co-Autor Jo Nesbø bloß ab circa der Hälfte gedacht?

Das nämlich gern mal mit dem ausgelatschten und sowieso nur ansatzweise für Qualität bürgenden Siegel „tarantinoesk“ bewisperte Werk begeht zwei Kardinalsfehler: Erstens scheint jede Leiche, und es sind ordentlich viele, dem Humor ein Stück Schwärze auszutreiben, bis schließlich der Tiefpunkt erreicht ist, sich das Geschehen in klamottiger Albernheit suhlt wie der Protagonist im roten Lebenssaft.

Und zweitens kommt man kaum umhin zu konstatieren: Für eine derart gnadenlos konstruierte Geschichte fehlen schlicht die tatsächlich überraschenden Wendungen – oder eben umgekehrt, die paar laschen Twists rechtfertigen keinen solchen Extrem-Handlungsbau. Gehupft wie gesprungen (oder passender „gehauen wie gestochen“), das Komplettpaket enttäuscht halt.

Originaltitel: ARME RIDDERE

Norwegen 2011, 90 min
FSK 16
Verleih: NFP

Genre: Komödie, Thriller

Darsteller: Kyrre Hellum, Mads Ousdal, Henrik Mestad, Marie Blokhus

Regie: Magnus Martens

Kinostart: 14.11.13

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...