Originaltitel: JANE
USA 2017, 90 min
FSK 0
Verleih: Mindjazz
Genre: Dokumentation, Biographie, Natur
Regie: Brett Morgen
Kinostart: 08.03.18
Wasser plätschert einen Bach hinunter, eine Raupe bäumt sich auf, Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch das Blätterwerk. Es ist das Paradies: der afrikanische Urwald. Die 26jährige Jane Goodall sitzt in einem Motorboot und steuert auf Gombe zu, ein entlegenes Gebiet im nordwestlichen Tansania. Sie will Affen erforschen und der Frage nachgehen, was die Primaten mit unseren menschlichen Vorfahren gemeinsam haben. Der Anfang des Films gleicht quasi einem verkitschten Liebestaumel. Eine junge Frau, mit langen Beinen und blonden Haaren, klettert auf Berge und beobachtet durch ein Fernrohr Schimpansen. Als sich nach einer Weile herausstellt, daß Hugo von Lawik, erfolgreicher Tierfilmer und Goodalls späterer Ehemann, die Aufnahmen gemacht hat, wird schnell klar: Der Film ist eine doppelte Liebesgeschichte. Die zwischen einem Mann und einer Frau und die zwischen einer Frau und ihren Affen.
Und nicht nur deswegen ist der Film JANE ein kleines Wunder. Er stochert nicht mit aktuellen Bildern in der Vergangenheit herum. Filmemacher Brett Morgen hat 100 Stunden Archivmaterial gesichtet, Originalaufnahmen aus den frühen 60er Jahren, die seit über 50 Jahren in den Archiven des National Geographic verborgen waren. Dazu kommen private Filmaufnahmen der Goodalls. Da sehen wir die junge Jane, wie sie barfuß durch den Urwald stapft und im Zelt schläft. Wir sehen, wie sie sich den Affen immer mehr annähert, Vertrauen zu ihnen aufbaut, wie sie plötzlich neben ihr stehen und Bananen klauen. Sie gibt ihnen Namen und baut eine Beziehung mit ihnen auf – und auch dem Zuschauer bleibt nichts anderes übrig. Jede Regung, jedes Verhalten notiert sie akribisch in Tabellen, zeichnet es auf, seien es die enge Mutter-Kind-Bindung oder das Paarungsverhalten der Affen. Für Goodall ist der Urwald Heimat, sie forscht mit ganzer Leidenschaft – eine Autodidaktin in einer männlich dominierten Wissenschaft.
Mit der Zeit entwickelt sich die anfänglich seichte Doku zu einem spannenden und ergreifenden Drama voller emotionaler Tiefe. Denn nicht nur Janes Leben ist durch Krisen gekennzeichnet, auch ihre Schimpansen erfahren Krankheit und Tod. Bis heute reist Goodall um die Welt, um für den Erhalt des afrikanischen Urwaldes und des Lebensraumes der Affen zu kämpfen. Das Forschungsprojekt in Gombe ist noch nicht abgeschlossen. Klar aber ist: Die Tiere haben viel mehr mit dem Menschen gemein, als ursprünglich angenommen. Und selbst wer das schon wußte, wird nach Ende des Films noch lange darüber nachgrübeln.
[ Claudia Euen ]