Originaltitel: JANE GOT A GUN
USA 2015, 98 min
FSK 12
Verleih: Universum
Genre: Western
Darsteller: Natalie Portman, Joel Edgerton, Ewan McGregor
Regie: Gavin O’ Connor
Kinostart: 31.12.15
Acht Kugeln hat Bill im Leib, als er mit letzter Kraft zu seiner Frau Jane zurückkehrt. Zur Farm in der Einöde, wo die Zwei mit ihrer kleinen Tochter ein Leben in Frieden versuchen. Fern der Welt und einer Jahre zurückliegenden Vergangenheit, deren dunklen Schatten Jane und Bill zu entkommen hofften. Vergeblich. Colin McCann heißt der Mann, zu dessen Bande Bill einst gehörte, und deren Brutalität Jane am eigenen Leib erfahren mußte. Wissend, daß nicht viel Zeit bleibt, bis McCann mit seinem Haufen auf der Farm auftaucht, bereitet Jane deren Verteidigung vor. Und bittet dafür ausgerechnet den Revolverhelden Dan Frost um Hilfe. Auch der durchaus ein dunkler Schatten der Vergangenheit.
THE SALVATION, THE HOMESMAN, SLOW WEST – drei Western, die zuletzt auf deutschen Kinoleinwänden zu sehen waren und allesamt in die Kategorie Meisterwerk gehören. Weshalb man also mit Blick auf Gavin O´Connors JANE GOT A GUN recht guter Hoffnung sein durfte. Ein Western, dessen Plot klassischer Machart eine Variation darin erfährt, daß hier eine Frau „Herr“ der Lage sein muß. Und es auch ist! Was selbstverständlich den souveränen Umgang mit Schußwaffen, der schöne Filmtitel verrät es, mit einschließt. Und doch schafft es JANE GOT A GUN nicht in die Meisterliga. Was durchaus an dem desaströsen Produktions-Hickhack liegen mag, das von Anfang an auf dem Film wie ein Fluch lag, und das hier auszuführen müßig ist. Erwähnt sei aber, daß die ursprünglich vorgesehene Regisseurin Lynn Ramsay aus dem Projekt ausstieg. Weshalb einen die im Grunde ja ebenfalls müßige Frage martert: Was nämlich für ein Western das wohl geworden wäre, wenn Lynn, die zuletzt mit dem rigorosen Drama WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN beeindruckte, diesen inszeniert hätte.
Der Western, der JANE GOT A GUN jetzt jedenfalls geworden ist, ist einer, der schwankt zwischen starken Momenten und garstigen Holprigkeiten. Letztere zeigen sich vor allem in einer Montage, deren zahllose Rückblenden jene innere Spannung, die auf der Farm in Erwartung des sich anbahnenden Gewaltgewitters herrscht, immer wieder grob zerbröseln.
Und doch bleiben am Ende vor allem haften: dieses Warten und Lauern, diese atmosphärische Ruhe vor dem Sturm, und wie dieser sich entlädt. Weshalb sich JANE GOT A GUN dann doch noch gegen seine Schnitzer und Schwächen erfolgreich gewehrt hat.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.