D 2023, 92 min
FSK 12
Verleih: Arsenal

Genre: Dokumentation, Musik

Regie: Reinhard Kungel

Kinostart: 07.09.23

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Jazzfieber

Nur erhöhte Temperatur

Irgendwo im künstlerischen Niemandsland zwischen Lehrfilm, Anekdötchensammlung und Ehrerbietung gegenüber verstorbenen Koryphäen will sich JAZZFIEBER vielleicht nicht verstanden wissen und landet trotzdem dort. Besonders in der spannenden und tiefschürfenden Auseinandersetzung mit der Frage, wie es junge Menschen mit dem unvermindert extrem heterogenen zeitgenössischen Jazz halten, wenn sie ihn spielen, hören und erleben, verschenkt die Doku von Reinhard Kungel Potential. Ein engerer Fokus hätte geholfen, um einer gewissen Flüchtigkeit zu entgehen. Unbenommen dagegen ist die Fleißarbeit beim Wühlen in Archiven und dem Editieren dieser historischen, auch zeitgeschichtlichen Aufnahmen mit neueren Interviews und Mitschnitten von Proben und Konzerten, beginnend im Jahr 2012.

Über Kapitel wird in die Story des Jazz in Deutschland geblendet, was ein ziemliches Unterfangen ist, im Grunde nach einer Serie ruft und sich nicht nur an der Staatenteilung reibt. So steht denn der legendäre Journalist und Moderator Karlheinz Drechsel sehr allein mit seinen persönlichen Einblicken in die international stark beachtete Ost-Sektion des Jazz. Großen Raum bekommen hingegen Swing-Legenden wie Paul Kuhn, Hugo Strasser und Max Greger, ergänzt mit Coco Schumann, Rolf Kühn und Klaus

Doldinger.

Die Jugend ist zwar dabei, hier in Gestalt u.a. der Sängerin Hannah Weiss und einer eigens für den Film zusammengestellten Band, dennoch wird sie eher in ihrer Reflexion über das Gestern in Szene gesetzt. Was schade ist, besonders in verschenkten Szenen im Tourbus, wo die Musiker auf dem Tablet altes Material zu schauen und zu kommentieren haben.

[ Andreas Körner ]