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Jeder ist ein Star

Mit voller Wucht auf die Bühne

Nun sind die Belgier ja eher für schlechtes Französisch, fades Bier und drastische soziale Entgleisungen bekannt. Um so mehr erfreut es, wenn mit Dominique Deruddere ein unwahrscheinlich begnadeter Geschichtenerzähler daher kommt, um gänzlich ohne moralischen Zeigefinger von der Verführung durch Medien und von überambitionierten Eltern ein Lied zu singen.

Die 17-jährige Marva ist alles andere als schlank, stimmlich nur leidlich gesegnet und daher mit Aussichten auf eine erfolgreiche Karriere als Sängerin eher sparsam ausgerüstet. Wenn da nicht der eifrige Papa Jean wäre. Der summt mit Inbrunst und kaum mehr Talent holprige Pop-Partituren auf’s klapprige Diktiergerät, schleift das Töchterchen von einem Kontest zum nächsten, geht Plattenfirmen an und gibt nicht auf: Marva soll der nächste Stern am belgischen Pop-Himmel werden. Doch der Weg ist steinig. Als Jean dann auch noch seine Arbeit verliert, erträgt er dieses ungeheure Maß an Ungerechtigkeit nicht länger, entführt die Schlagersirene Debbie und erpreßt deren Manager, um seine Tochter ins Rampenlicht zu wuchten. Die etwas rabiate Taktik scheint aufzugehen ...

Deruddere sorgt mit skurrilen Regieeinfällen dafür, daß man über menschliche Schwächen seiner Helden lacht, gibt sie aber nie der Lächerlichkeit preis. Zu nahe sind sich Tragik und Komik, allzu verständlich und absurd zugleich ist der Wille auszubrechen. Das unterscheidet seine Teenager-Realsatire von den brachialen Schicksalsschlägen der Farinelli-Brüder.

Trotz bitter-zynischer und furztrockener Humorattacken ist sein Film über die Qual dick zu sein, über die Suche nach Bestätigung und den Wahnwillen verzweifelter Eltern, das Kind gut ins Leben zu bringen, frei von jeglicher Zotigkeit, peinlich-pubertären Schenkelklopfern und glücklicherweise fern jedweder televisorischer Talkshow-Ich will doch nur das beste für mein Mädchen- Säuselei. Und das alles ist eben wunderbares Kino!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.