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Jin Roh

Hypnotisch und berauschend intelligent erzähltes Anime

Das Land liegt brach, Tokio versinkt in bitteren Kämpfen. Haß nährt sich aus Korruption, Unterdrückung und impertinentem Machtgehabe der Regierung. Der 2. Weltkrieg ist eine Dekade her, und die Zustände in diesem eher futuristisch anmutenden Japan erinnern an Diktaturen lateinamerikanischer Waffengeneräle.

Fuse kämpft in der Wolfsbrigade, einer Anti-Terror-Einheit der Polizei. Doch selbst innerhalb der eigenen Reihen stinkt der Zusammenhalt faulig nach Intrige. Er wird Zeuge des selbstmörderischen Anschlags eines Mädchens im roten Mantel. Fuse kann ihren stolzen und zugleich angstdurchtränkten Blick nicht vergessen, und letztendlich muß er eine Entscheidung treffen: Mensch oder Wolf, Hoffnung oder unmoralischer Tyrannenmorast.

Dieses hypnotisch erzählte und hochspannende Anime könnte durch seinen geschickt implantierten intellektuell-psychologischen Ansatz den hermetischen Fankreis pickliger Jungs sprengen und die allgemeine Kinogänger-Neugier kitzeln. Fast spielfilm-klassisch erzählt Okiura von verteidigungswürdigen Grundfesten einer zivilisierten Gesellschaft: Aufrichtigkeit, Demokratie, Würde und Liebe. Zu universell, als daß dies nur in stickigen Kämmerchen rezipiert werden sollte.

Auf Grund des perfekten dramaturgischen und auch musikalischen Arrangements vergißt man hin und wieder, daß es sich hierbei "lediglich" um gezeichnete Welten handelt. In Vermeidung sämtlicher Genre-Stereotypien stemmt Okiura dieses filmische Kleinod auf den Sockel, der ihm längst gebührt: anspruchsvolle, fesselnde und geistreiche Reflexion des Möglichen. Gutes Kino eben.

Originaltitel: JIN ROH

J 1998, 98 min
Verleih: REM

Genre: Animation, Action

Stab:
Regie: Hiroyuki Okiura
Drehbuch: Mamoru Oshii

Kinostart: 10.01.02

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.