Originaltitel: JOYLAND
Pakistan/F 2022, 127 min
FSK 12
Verleih: Filmperlen
Genre: Drama
Darsteller: Salmaan Peerzada, Ali Junejo, Sarwat Gilani
Regie: Saim Sadiq
Kinostart: 09.11.23
Haider ist der jüngste Sohn einer patriarchalen Familie aus Lahore in Pakistan und irgendwie aus der Reihe gefallen. Anstatt – wie sein älterer Bruder – ein Kind nach dem anderen zu zeugen, um dem Wunsch des Familienoberhauptes und Großvaters Abbas zu entsprechen, heuert er bei einer Tänzerinnengruppe an und verliebt sich in die Trans-Frau Biba. Haider ist dabei eher der zögerliche Typ. Seiner Frau Mumtaz sagt er nichts von der Affäre, und auch in der neuen Liebe ist nichts einfach: „Manchmal habe ich das Gefühl, daß mir nichts Eigenes gehört, alles fühlt sich an wie geliehen oder gestohlen“, sagt Haider zu Biba und trifft damit den Kern des Films.
Denn alle Figuren, die Saim Sadiq in JOYLAND erschafft, sind irgendwie in den Zwängen der Gesellschaft gefangen und kaum in der Lage, ihr eigenes Leben zu leben. Da ist Haiders Frau, die für ihren Mann den Job aufgeben muß. Da sind die beiden Söhne, die dem Druck ausgeliefert sind, endlich einen männlichen Nachkommen zu zeugen, oder der Großvater, der sich die Liaison mit der Nachbarin selbst untersagt. Überall werden Sehnsüchte und Wünsche unterdrückt – die Oberfläche gleicht einem spannungsgeladenen Seidentuch, wdas jeden Augenblick zu zerreißen droht.
Dieses fragile, auf großen Entbehrungen aufgebaute und zutiefst unfreie Gesellschaftskonstrukt seziert Regisseur Saim Sadiq mit wunderschönen kammerspielartigen Szenen und reduzierten, philosophischen Dialogen. Man spürt praktisch die Hitze und den Staub und die unerfüllten Hoffnungen in den mit satten Farben und Dunkelheit getränkten Bildern. JOYLAND ist der erste pakistanische Film, der in diesem Jahr für den OSCAR für den „Besten internationalen Film“ nominiert wurde – zu Recht.
[ Claudia Euen ]