Originaltitel: JULIE & JULIA
USA 2009, 123 min
FSK 0
Verleih: Sony
Genre: Komödie
Darsteller: Meryl Streep, Amy Adams, Stanley Tucci
Regie: Nora Ephron
Kinostart: 03.09.09
„Beruht auf wahren Begebenheiten“ – in jüngster Zeit häufen sich vor allem zunehmend Hollywoodfilme mit diesem wohl Ernsthaftigkeit und Lebensnähe suggerierenden Satz vor der Handlung. Die indes meistenteils doch wieder nur die übliche erzählerische Langeweile plus dramaturgischen Unsinn kredenzt. Was mit besagtem Wahren-Begebenheiten-Hinweis vom Zuschauer wiederum wohl irgendwie als legitimiert empfunden werden soll. So war es nun mal! Was können wir dafür?
JULIE & JULIA nun erklärt uns kurz nach dem Vorspann, daß der Film gleich auf zwei (!) wahren Begebenheiten fuße. Soll das Ironie sein? Oder droht da Langeweile im Doppelpack? Ironie ist schließlich nichts, wofür Regisseurin Nora Ephron (SCHLAFLOS IN SEATTLE, E-MAIL FÜR DICH) allzu berühmt ist. In JULIE & JULIA erzählt Ephron erneut von einer Wesensverwandtschaft. Nur diesmal nicht als Lovestory zwischen Mann und Frau, sondern als Geschichte zweier Frauen und ihrer gemeinsamen Liebe – zum Kochen.
Wahre Begebenheit Nummer 1: Julie lebt in New York, ist glücklich verheiratet, aber ansonsten auf diese Irgendwie-Art unzufrieden. Irgendwie muß da doch noch mehr sein im Leben. Irgendwie fehlt da etwas. Wie auch immer: Irgendwie kommt Julie auf den Kochbuchklassiker „The Art Of French Cooking“ von Julia Child. Ein Wälzer mit 524 Rezepten, die Julie beginnt nachzukochen. Ihre Erfahrungen damit stellt sie, als öffentliche Zwiesprache mit Idol Julia, in ihren Internetblog. Parallel dazu gibt es die wahre Begebenheit Nummer 2: Die zeigt Julia Child, Diplomatengattin im Nachkriegsfrankreich, auf dem Weg zur Kochkünstlerin.
Geht es noch altbackener? Musik, deren Akkorde auf diese ewig nervige Wir-sind-lustig-Art vor sich hin hüpfen. Meryl Streep (Julia), die nicht nur aussieht wie Peter Alexander als Charlies Tante, sondern auch so spielt. Viel abgefilmtes Futter, das in der „Brigitte“-Diätbeilage fotogener aussieht. Amy Adams, die als bloggende Köchin Julie entweder in die Backröhre guckt und flennt, wenn der Braten verkohlt, oder sie kreischt, wenn er gelingt, und ansonsten, abgesehen von einem kleinen, faden, sinnlosen Ehestreit, vorm Computer mit Off-Stimme und besagter Musikfolter ihre Gedanken in die Welt schickt.
Man hat das Gefühl, die Zeit ist dicke Sauce. Man versinke in Püree. Oder kaue auf einem Stück zähen, alten Fleischs. Aber wem will man die Schuld daran geben? Wenn’s doch nun mal so war, mit den wahren Begebenheiten.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.