Originaltitel: JUROR #2

USA 2024, 114 min
FSK 12
Verleih: Warner

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Nicholas Hoult, Toni Collette, Zoey Deutch, Kiefer Sutherland

Regie: Clint Eastwood

Kinostart: 16.01.25

Juror #2

Schwierige Wahrheit

Wer altersmüde und -milde mit Clint Eastwood in Verbindung bringt, begibt sich auf Glatteis. Seine mittlerweile 41. – und so ist bei einem 94jährigen zu befürchten – eventuell auch letzte Regiearbeit hat so gar nichts Antiquiertes, Eastwood ist hier „Alive And Kicking“, erzählt mit pochendem Herzen in der Tradition des großen Moralisten, der Eastwood nun einmal ist, von Gerechtigkeit, von der Schwierigkeit der Wahrheit, und der Eastwoodsche Moralismus ist gottlob von der Art, die die Welt tatsächlich ein klein wenig besser machen kann. Old School eben, echten Werten verbunden.

Justin Kemp dürfte da gar nicht sitzen, unter den Geschworenen, die über Schuld oder Unschuld von James Michael Sythe richten sollen. Sythe wird vorgeworfen, seine Freundin nach einem Streit absichtlich totgefahren zu haben, Kemp jedoch war, wie ihm zu Beginn des Prozesses klar wird, auf zufällige Weise in den Unfall verwickelt. Kemps Frau ist hochschwanger, und so entscheidet er sich für eine sehr flexible Wahrheit, um seine Familie zu schützen ...

Eastwood erzählt kein staubtrockenes Gerichtsdrama, vielmehr gelingen ihm hochspannende Momente, gerade wenn er falsche Fährten legt und uns zeigt, welch’ trügerisches Spiel Schicksal oft bedeutet. Er hinterfragt am Rande aber auch, wie sinnvoll im US-Recht das System der Geschworenen generell ist. JUROR #2 ist ein Hymnus auf das hohe Gut des (juristischen) Zweifels, wendet sich gegen das oft zu hysterische Gebell eines allwissenden Mobs und hat in den zerrissenen Figuren Kemps und der Anwältin Faith Killebrew, einnehmend von Nicholas Hoult und Toni Collette gespielt, überzeugend angelegt, welche Bürde Ehrlichkeit und Gewissen oft sind.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.