Noch keine Bewertung

Käpt’n Säbelzahn und der Schatz von Lama Rama

... gehen ziemlich baden

Was Kindern „cool“ vorkommt, wechselt ja permanent mit verschiedenen Werbebombardements der Spielzeughersteller. Doch zumindest bei Jungs gibt’s zwei Konstanten: Saurier und Piraten. So hält sich der titelgebende Käpt’n in Skandinavien seit 25 Jahren am Ruder – mittels Computerspielen, TV-Serien, Büchern, eines eigenen Freizeitparks. Nun schippert er auch zu uns herüber; leider durch arg flache Gewässer.

Im Schlepptau hängt Pinky, Säbelzahns 11jähriger Schiffsjunge. Aufstiegschancen bietet eine Schatzkarte, niedlichen Killeraffen entrissen, welche gen Lama Rama weist. Also nix wie hin! Direkt nach Ankunft wird indes fix klar, daß der regierende König Rufus ein kreischig-tuntiger Wahnsinniger ist, und als wäre solches Ungemach noch immer zu wenig, hat der Barsche Björn, Säbelzahns Weltmeer-Konkurrent, gleichfalls die sagenumwobene Königsperle anvisiert. Außerdem gilt es für Pinky, die Wahrheit über seinen angeblich toten Vater herauszufinden, während Rufus‘ Bruder muntere Intrigen spinnt, wobei eigene Throngewinnung am Zielpunkt steht.

Der verleihseitig am Schnurrbart herbeigezogene Vergleich mit den sowieso auch eher lahmen FLUCH DER KARIBIK-Filmen hinkt teuflisch, denn es reicht nun mal nicht aus, zwecks Schiffsdekoration allerhand Krempel aus den Antiquariaten zusammenzukaufen, wenn Darsteller, Spezialeffekte und Handlung kaum was hergeben. Hier ein ungelenker Schwertkampf, dort ein buchstäblich inselerschütternder Furz, fertig ist das Abenteuer? Nein, so haben wir dann doch weder gewettet noch gelacht. Und apropos: Es spricht per se gar nichts gegen die überdeutlich artikulierte Botschaft, daß Lachen wertvoller sei als jeder materielle Schatz. Wenn solches kostbares Gut sich allerdings aus dem Munde König Rufus’ mit gnadenlosem Schrillen ohne Unterlaß ins panisch nach Ruhe gierende Trommelfell bohrt, wäre man lieber arm wie eine Kirchenmaus geblieben.

Regelmäßig eingestreute Shantys sowie eine lärmige Synchronisation runden das akustische Feindbild schließlich kompetent ab. Immerhin fällt bei seiner Bekämpfung (Zuhalten der Ohren käme in Frage) bloß am Rande auf, wie bruchstückhaft, phantasiebefreit und wenig spannend das Drehbuch auf Grund läuft.

Originaltitel: KAPTEIN SABELTANN OG SKATTEN I LAMA RAMA

Norwegen 2015, 97 min
FSK 0
Verleih: Polyband

Genre: Abenteuer, Kinderfilm

Darsteller: Kyrre Haugen Sydness, Vinjar Pettersen, Sofie Ramirez Bjerke, Odd Magnus Williamson, Pia Tjelta

Regie: John Andreas Andersen, Lisa Marie Gamlem

Kinostart: 07.05.15

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...