Originaltitel: NORTH COUNTRY
USA 2005, 126 min
Verleih: Warner
Genre: Drama, Schicksal
Darsteller: Charlize Theron, Frances McDormand, Sean Bean
Regie: Niki Caro
Kinostart: 09.02.06
Aus der Vogelperspektive sieht das Land aus wie ein abstraktes Gemälde. Nähert sich die Kamera der Oberfläche, wird der zerklüftete Norden Minnesotas sichtbar, das Land der Eisenberge. Hier, wo tiefe Gruben die Erde aufgerissen haben und sich riesige Halden erheben mit Abraum, hier hat das Land wenige Farben. Schwarz ist es vom Erz und weiß vom Schnee des langen und harten Winters. Das Licht der kurzen Tage ist bläulich und kalt. Es sind dies die vorherrschenden Farben, in denen Regisseurin Niki Caro (WHALE RIDER) die Geschichte der Josey Aimes erzählt.
Auf der Flucht vor dem prügelnden Mann kehrt diese zurück in ihre Heimat, um ein neues Leben zu beginnen. Sie sucht sich einen Job und ignoriert die Meinung des Vaters, daß eine Frau an die Seite ihres Angetrauten gehört. Als ihr eine alte Freundin erzählt, daß sie in der Mine arbeitet und dort einen sehr guten Lohn erhält, beschließt Josey, ebenfalls dort anzufangen. Auf die schwere Arbeit kann sie sich einstellen, was sie aber unterschätzt ist die Ansicht ihrer männlichen Arbeitskollegen, daß Frauen nicht in die Grube gehören. Was diese deshalb an Erniedrigungen erleben und erdulden müssen, veranlaßt Josey schließlich, sich gegen die diskriminierende Behandlung aufzulehnen. Zunächst steht sie in diesem Kampf ganz allein da ...
KALTES LAND beruht auf einer wahren Begebenheit, die in den USA zur ersten Sammelklage wegen sexueller Belästigung führte. Die Gerichtsverhandlung ist im Film der dramaturgische Rahmen. So gelingt die Verknüpfung verschiedener Zeitebenen, die eng miteinander zu tun haben. Daß gerade in einer Kleinstadt vergangene Ereignisse nicht so schnell an Bedeutung verlieren, wird hier sehr deutlich. Spannend und lange ungeklärt ist auch die Frage, was eigentlich verhandelt wird, warum die Hauptfigur vor Gericht sitzt. Caro läßt sich auch bei diesem Film wieder von Mensch und Landschaft gleichermaßen inspirieren. Ihr Vorgehen mündet in der Erkenntnis, daß die Menschen, der Landschaft des Nordens gleich, Wunden und Verletzungen tragen, die mitunter sehr tief sind und weit zurück reichen.
In der zweiten Hälfte des Filmes führt diese Einsicht leider zum arg melodramatischen und konservativen Postulat uramerikanischer Werte wie Ehre und Gerechtigkeit. Dem Sieg des Guten über das Böse, der Schwachen über die Starken möchte man dennoch gerne Glauben schenken. Für die Dauer des Kinobesuches kann es gelingen.
[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.