D 2004, 100 min
Verleih: Constantin

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Matthias Schweighöfer, Jessica Schwarz, Jan Gregor Kemp, Florian Lukas, Bibiana Beglau

Stab:
Regie: Hendrik Hölzemann
Drehbuch: Hendrik Hölzemann

Kinostart: 03.02.05

Noch keine Bewertung

Kammerflimmern

Bitte nicht reanimieren!

Man wundert sich ja oft über völlig hirnrissige Filmtitel. Nun kann KAMMERFLIMMERN zwar nicht als solcher bezeichnet werden, aber in die Irre führt er trotzdem – wie nämlich nicht nur Ärzte wissen, ist Grundvoraussetzung für das Auftreten der gleichnamigen kardiologischen Störung eben die Existenz eines Herzens. Und genau daran mangelt es diesem verquasten Machwerk gewaltig.

Seitdem er im zarten Kindesalter bei einem Unfall seine Eltern verlor, schwebt Crash mit übermäßiger Sensibilität geschlagen durch die grausame Welt. Was lag da näher, als Rettungsassistent zu werden? So trifft Crash, auf dessen Schultern das Leid der ganzen Erde ruht, täglich verprügelte Gattinnen, minderjährige Säuferinnen oder kaltschnäuzige Krankenschwestern, die ihr Umfeld ungefragt mit Weisheiten wie "Am Anfang sind alle Männer nett" beglücken. Dumm bloß, daß sich der Film keine Spur für diese Menschen interessiert, sondern sie bloß als Teilnehmer einer Nummernrevue vorführt und dann wieder vergißt – quasi ein Panoptikum des Elends, um sich bigott betroffen zeigen zu dürfen. Zwischendurch wird dann mal im Krankenwagen gevögelt oder stundenlang neben einer Leiche Teepause gemacht. Ach ja, Sanitäter müßte man sein!

Um dem vermurksten Mix aus pseudo-authentischer Handkamera und hippem MTV-Style doch ein dürres Handlungsfädchen zu verpassen, trifft Crash irgendwann eine junge Frau, von der er wortwörtlich schon lange träumt. Zwar sah sie wenige Augenblicke vorher ihren Freund sterben, aber Gelegenheiten sollte man nutzen – also startet Crash listig gleich an Ort und Stelle die große Anmache. Das eben noch verheulte, zu Tode schockierte Mädel geht auch ganz spontan drauf ein; Liebe, Lust und Trallala folgen. Aber das Schicksal hat ganz andere Pläne und treibt die Protagonisten auf ein Finale zu, welches in seiner unmäßig verkitschten Metaphorik selbst den letzten Zuschauer vergraulen dürfte.

Tja, was will Autor und Regisseur Hendrik Hölzemann damit nun eigentlich sagen? Daß unser Gesundheitssystem scheiße ist, und man außerdem Menschen ganz leicht substituieren kann, weil wahre Zuneigung sowieso nicht existiert? Keine Ahnung. Aber wir wissen, wo sein geistiger Erguß hingehört: in den Sondermüll-Behälter.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...