Originaltitel: KANGAROO JACK
USA 2003, 88 min
Verleih: Warner
Genre: Klamotte
Darsteller: Jerry O’Connell, Estella Warren, Anthony Anderson, Christopher Walken
Regie: David McNally
Kinostart: 29.05.03
Ziemlich erstaunlich, auf welchen Wegen man Weltruhm erlangen kann. Nehmen wir zum Beispiel Regisseur Jess Franco – der gnadenlos untalentierte Mann stieg durch schundigen Leinwand-Müll in manchen Kreisen tatsächlich zur Ikone auf. Produzent Jerry Bruckheimer dagegen steckte immer gern zig Millionen in Krachledernes wie CON AIR oder BLACK HAWK DOWN – bis ihm just der Sinn nach einer familientauglichen Komödie stand. Klingt ja nicht völlig schlecht, doch was soll man sich von einem Film erhoffen, dessen erlösender Abspann mit DJ Ötzis Evergreen "Hey Baby" unterlegt ist?!
Richtig: wenig. Entsprechend vorgewarnt dürfen Sie bei Bedarf sehen, wie Jerry O’Connell alias Charlie dämlich grinsend von einem Termitenhügel zum nächsten wankt. Stiefvater Sal hätte nämlich gern 50.000 Dollar nach Australien transferiert, und da Papi seine Brötchen als berüchtigter Gangsterboss verdient, kommt Charlie dieser Bitte eifrig nach. Allein macht’s indes nur wenig Spaß, also steht ihm Anthony Anderson als schwarzer, übergewichtiger, periodisch in marternde Rap-Attacken ausbrechender Klischee-Buddy zur Seite. Weil dies aber immer noch nicht originell genug ist, kommt’s bald arg dick: Ein Känguruh (kein possierliches Beuteltier, sondern der Inbegriff des miesen Mistviehs) klaut die Knete und hüpft hinfort gen Horizont, weswegen für unser von der Unterwelt verfolgtes Heldengespann aus heiterstem Himmel ein Abenteuer inklusive Sandsturm, Bruchlandung, Killerameisen und (humoristischer Höhenflug!) von Blähungen heimgesuchter Kamele beginnt.
Tja. Zuschauer mit besonders schwer zu pulverisierenden Nerven könnten im steten Radau und Geschrei vielleicht tatsächlich die drei bis vier guten Gags entdecken, sofern sie sich nicht von der aufdringlichen "Freunde schaffen alles"-Laberei zu sehr abgelenkt fühlen. Und apropos! Dicke Kumpel hätten wohl auch eingangs erwähnte Herren sein können. Oder zumindest zwei, die sich verstehen: Jess Franco befand 1970 im selbstverzapften Drehbuch zum legendären Heuler VAMPYROS LESBOS: "Das Gehirn muß tödlich getroffen werden!" – herzlichen Glückwunsch an Jerry Bruckheimer, diese Forderung jetzt umfassend erfüllt zu haben.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...