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Kann das Liebe sein?

Der Schnüffler und die schöne Maid

Wenn sich Sandrine Bonnaire, eine der berückendsten Darstellerinnen des französischen Kinos, für einen Liebesfilm casten läßt, durfte man bislang immer etwas Besonderes erwarten. Das geniale Vexierspiel INTIME FREMDE zum Beispiel, oder die alle Konventionen vermeidende MADEMOISELLE. Wieso KANN DAS LIEBE SEIN? ihre Aufmerksamkeit erregte, scheint da leider ziemlich fraglich.

Vielleicht gab die grundsätzlich reizvolle Handlung den Ausschlag: Lucas, Chef eines Großunternehmens, hat Mitarbeiter und Geschäfte fest im Griff, leidet allerdings noch unter den Nachwirkungen seiner letzten Beziehung, weil sich die betreffende Dame als Spionin der Konkurrenz entpuppte. Entsprechend paranoid reagiert der psychisch Angegriffene auf das Treffen mit Elsa, in die er sich spontan verliebt. Lucas’ Freund Roland – erfahren im Umgang mit FBI & Co. – soll jedes Detail über die unabhängige Künstlerin herausfinden, um die potentielle Liebe wasserdicht zu machen. Minikameras, Mikrophone und modernstes Spionagegerät sichern Lucas’ Gefühle – doch wenn Elsa davon erfährt ...

Da gewinnt der bis dato sanft dahinplätschernde Film endlich an Tempo und Emotionen. Vorher verlieren sich zu viele Szenen im Niemandsland zwischen Slapstick und Drama, darf Madame Bonnaire zu oft bloß milde lächeln respektive attraktiv durchs Bild stolzieren, und weiß man eigentlich nie so recht, wo bei alldem eigentlich die Liebe versteckt sein soll. Viel wichtiger scheint es nämlich, Lucas’ Geschäfte zu beleuchten, korrupte Mitarbeiter zu entlarven, ihn mit der Ex-Frau zoffen zu lassen und ähnliches. Elsa ist dabei über weite Strecken nur ein nettes Extra, welches sich kaum gegen die wesentlich interessanteren männlichen Protagonisten – ein umwerfend witziger Schnüffler und eben Lucas, das paranoide, verliebte, gestreßte Nervenbündel – behaupten kann. Sie bietet wenige Facetten plus eine Allergie gegen Katzen. Das war’s.

Mit Blick auf die titelgebende Frage mag man also konstatieren, daß dieser nicht wirklich über den typischen französischen Charme verfügende kleine Film zwar schon einige Zuneigung verdient. Zur großen Liebe fehlt jedoch ein ganzes Stück.

Originaltitel: JE CROIS QUE JE L’AIME

F 2007, 90 min
Verleih: Arsenal

Genre: Tragikomödie, Liebe

Darsteller: Sandrine Bonnaire, Vincent Lindon, François Berléand, Kad Merad

Regie: Pierre Jolivet

Kinostart: 26.07.07

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...