D 2019, 104 min
Verleih: Farbfilm
Genre: Drama
Darsteller: Jannis Niewöhner, Lena Tronina, Sascha Gersak
Regie: Barbara Ott
Kinostart: 03.12.20
Andi, einem ehemaligen Boxer und alleinerziehenden Vater von zwei Kindern, sitzt der Vermieter wegen hoher Schulden im Nacken. Der Tagelohn auf dem Bau wirft einfach nicht genug ab. Sonia, die Mutter seines dritten Kindes Fiou, hat ihn für einen windigen Typen verlassen, der aber wenigstens mehr Geld verdient. Nun soll ein Amateurboxkampf mit hohem Preisgeld Andi wieder zurück ins Spiel bringen – finanziell und auch bei Sonia. Aber das letzte Mal, als er in den Ring stieg, endete das mit einem Schädelbasisbruch.
Selbst wenn Barbara Ott Jannis Niewöhner als Andi in rastlosen Bildern als konstant überforderten Vater in den Mittelpunkt ihres Langfilmdebüts rückt, so sind es doch die Figuren der Kinder Nikki und Ronny (unglaublich überzeugend: Eline Doenst und Giuseppe Bonvissuto), die die eigentliche emotionale Klammer setzen. In ihren Gesichtern spiegelt sich das väterliche Versagen und manchmal eine vage Hoffnung.
Die Kinder müssen in all dem Chaos mithalten und sind dabei den Erwachsenen ausgeliefert. Sie werden angeherrscht, angetrieben, ständig sich selbst überlassen. Ihre Mutter ist psychisch labil, und die seltenen Momente der Nähe zwischen ihnen und ihrem Vater entstehen auch immer nur dann, wenn vorher etwas besonders Krasses passiert ist. Man wünscht sich für sie ein wenig Farbe in all dem Grau und jemanden, der sie wahrnimmt. Nicht nur ein paar zottelige Kettenhunde zum Schmusen und ab und an eine Tüte Chips. Aber Ott setzt nicht auf Katharsis und Happy End. Niewöhner gibt seiner Figur aber genau jenen essentiellen Hauch an Empathie mit, den es braucht, daß wir uns wünschen, daß er siegt. In diesem einen Kampf.
[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...