Der kleine Masao lebt bei seiner Großmutter in Tokio. Die Sommerferien haben begonnen und alle seine Freunde fahren mit ihren Eltern in die Ferien. Traurig und allein beschließt er, seine Mutter, die er nur von Bildern kennt, zu suchen. Als Begleitung schickt man Kikujiro mit, einen Spieler und Taugenichts, der wenig geeignet scheint, auf den Jungen aufzupassen, stolpert er doch selbst von einem Mißgeschick ins nächste. Schon am ersten Tag verspielt der edle Beschützer das gesamte Reisegeld auf der Radrennbahn. Die von permanentem Geldmangel und anderen Katastrophen gezeichnete Odyssee durch Japans heißen Sommer nimmt ihren Lauf und bietet Masao reichlich Stoff für seinen Ferienaufsatz.
Das ungleiche Paar versucht, sich mit allen möglichen Tricks Mitfahrgelegenheiten zu organisieren. Dabei machen sie die Bekanntschaft eines im Kleinbus vagabundierenden Poeten und treffen zwei Biker, die das Bild der harten Jungs auf heißen Harleys endgültig ins Reich der Mythen verbannen. Sie bescheren Masao den wohl aufregendsten Sommer seines Lebens. Als die Begegnung mit der Mutter enttäuschend ausfällt, schenkt ihm der inzwischen zum Freund gewordene Kikujiro ein Engelsglöckchen, das ihm den Mut zurückgibt.
Kitano strukturiert sein Road-Movie als mit Bildern belebtes Reise-Tagebuch. Ulkige Polaroid-Schnappschüsse funktionieren wie Zwischentitel im Stummfilm. Und von dort holt er sich auch die Vorbilder für Slapstickeinlagen, die einem Keaton oder Chaplin alle Ehre gemacht hätten.
Nachdem Kitano 1997 mit seinem poetischen Cop-Drama HANA BI in Venedig den Goldenen Löwen gewann, überzeugt er hier mit Komik und unerschöpflicher Phantasie. Sein Kikujiro, die skurrilen Nebenfiguren und fast surreale Traumsequenzen verweisen auf Formen des traditionellen und modernen japanischen Theaters.
Originaltitel: KIKUJIRO NO NATSU
J 1999, 112 min
Verleih: Senator
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Beat Takeshi, Yusuke Sekiguchi, Kayoko Kishimoto
Regie: Takeshi Kitano
Kinostart: 18.11.99
[ Sylvia Görke ]