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Kill Me Please

Sterbehilfe leicht gemacht

Das Thema Sterbehilfe ist wahrlich ein heikles, das man am besten mit Samthandschuhen anfaßt, möchte man meinen. Der französische Regisseur und Autor Olias Barco schert sich allerdings einen Dreck um derlei spießbürgerliche, überkorrekte Sichtweisen und zeigt dem hirnverkrampften Kinozuschauer in seiner Groteske KILL ME PLEASE aber mal so richtig, was ’ne Harke ist! Als Vorbilder packt er dann auch gleich die ganz großen Kaliber aus und nennt mit DAS GROSSE FRESSEN und MANN BEISST HUND gleich zwei Kultwerke, die einst dem Publikum wahlweise die Schamesröte ins Gesicht oder den Brechreiz in die Kehle trieben.

Schade nur, daß sein Film im Gegensatz zu den großen Vorbildern von Beginn an dermaßen mit dem eigenen kontroversen Thema kokettiert, daß es schwerfällt, sich auf die hanebüchene Geschichte einzulassen, welche vorgeblich von Menschen handelt, die gerne sterben möchten, sich aber letztendlich überhaupt nicht für diese interessiert. Dr. Kruger ist ein echter Humanist. In seiner abgeschiedenen Klinik im ländlichen Nirgendwo bietet er Sterbewilligen den Service, der ihnen anderswo verwehrt bleibt: Ein würdevolles, selbstbestimmtes Ableben. Dr. Kruger ist allerdings nicht so sehr Humanist, daß er seine Dienste umsonst anbieten würde. Wegen seiner üppigen Einnahmen ist ihm die Steuerfahndung auf der Spur. Doch nicht nur die: Bald wird die Klinik von einem Lynchmob des angrenzenden Dorfes unter Beschuß genommen, und der Doktor und seine Patienten müssen erfahren, daß der Tod doch nicht so planbar ist, wie es die Broschüre des Dr. Kruger suggeriert.

Einige der skurrilen Charaktere und Situationen bieten tatsächlich Potential für eine tiefschwarze Komödie mit sozialkritischen Untertönen. Stattdessen lassen die Macher jeden erzählerischen Faden im Sande verlaufen und inszenieren zum Finale ein Massaker, das eine Grausamkeit auf die nächste türmt. Vergeblich wartet man auf eine Herleitung der Ereignisse, schließlich will sich Herr Barco mit so etwas Banalem wie Sinnzusammenhängen nicht aufhalten. Er macht hier schließlich große Groteske!

Die Filmjury in Rom konnte er vor zwei Jahren damit immerhin überzeugen und den Großen Preis abräumen. Diese Auszeichnung wirft allerdings eine Frage auf, die auch bei den meisten plötzlichen Todesfällen unweigerlich zu Tage tritt: warum?

Originaltitel: KILL ME PLEASE

Belgien/F 2010, 95 min
FSK 16
Verleih: Neue Visionen

Genre: Trash, Satire

Darsteller: Aurélien Recoing, Virginie Efira, Benoît Poelvoorde

Stab:
Regie: Olias Barco
Drehbuch: Olias Barco

Kinostart: 17.05.12

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...