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King Of California

Wenn Indiana Jones durchdreht

Mit Werken wie ABOUT SCHMIDT oder ELECTION – manchmal gemeinen, oft unglaublich komischen und immer nachhallenden Perlen abseits des Mainstream – hat sich Alexander Payne in so manches Herz gefilmt. Wie erfreut darf man also darüber sein, daß er bei KING OF CALIFORNIA zumindest als Produzent fungierte! Allerdings nur, um etwas ernüchtert festzustellen: Nö, das hier ist nicht Payne, wie wir ihn kennen, sondern eben doch Regisseur und Autor Mike Cahill.

Okay, selbiger hat sich natürlich schon einiges vom großen Alexander abgeschaut, beispielsweise die grundschräge Geschichte um Charlie, einen spinnerten Archäologen. Dessen Entlassung aus der Nervenheilanstalt stellt seine minderjährige Tochter Miranda vor arge Schwierigkeiten – war ihr Leben ohne Eltern bislang bloß kompliziert, gerät es nun zum Chaos. Charlie glaubt nämlich fest daran, daß sozusagen um die Ecke ein sagenhafter Schatz vergraben liegt, welcher geborgen werden will. Das Problem? Eine Schicht Beton! Direkt über der Beute prangt dummerweise ein Supermarkt. Was Charlie natürlich kaum von öffentlichen Baggerarbeiten oder nächtlichen Einbrüchen abhält, während Miranda versucht, die Normalität zu wahren.

Ein brillanter Stoff, fürwahr, nur leider mit der übereifrigen Nadel gestrickt. Wo Cahill sich auf das wunderbar konträre Protagonisten-Duo verlassen sollte, führt er Nebenfiguren ein, welche blaß bleiben, manchmal sogar überflüssig sind. Ohne Vertrauen auf das (oft auch schwarz-)humorige Potential pflastert er sein Skript mit Tragik zu, vom Selbstmordversuch über eine kurz angedeutete Krebserkrankung bis hin zum unnötig pathetischen Finale. Selbst Michael Douglas, ein eigentlich ganz fabelhafter Charlie, scheint häufig gehemmt in seiner Rolle, manches schauspielerische Kabinettstückchen wirkt an die kurze Leine genommen. Cahill muß ihn noch üben, diesen Spagat zwischen Albernheit und Ernst, wie er Payne spielend leicht von der Hand geht.

So setzt der berühmte begeisterte Funke zwar immer wieder zum Überspringen an. Doch leider verläßt ihn auf halbem Wege stets die Kraft, weswegen er im weiten Feld namens "nette Abendunterhaltung" steckenbleibt.

Originaltitel: KING OF CALIFORNIA

USA 2007, 83 min
Verleih: 3L

Genre: Schräg, Tragikomödie

Darsteller: Michael Douglas, Evan Rachel Wood, Willis Burks II, Laura Kachergus, Paul Lieber

Regie: Mike Cahill

Kinostart: 15.11.07

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...