Originaltitel: BASTARDEN
DK/D/S/Norwegen 2023, 128 min
FSK 16
Verleih: Plaion
Genre: Historie, Drama, Thriller
Darsteller: Mads Mikkelsen, Amanda Collin, Simon Bennebjerg, Felix Kramer, Martin Feifel
Regie: Nikolaj Arcel
Kinostart: 06.06.24
1755: Dänenkönig Frederik V. hat ein ehrgeiziges Projekt – er will Jütland urbar machen. Bisher gibt es auf der Halbinsel zwischen Nord- und Ostsee kaum mehr als wilde Heide und wilde Gesellen, die dort, fern staatlicher Ordnung, ihr Unwesen treiben. Den Ex-Soldaten Ludvig Kahlen schreckt das nicht, hat der doch sehr konkrete und zudem innovative landwirtschaftliche Pläne parat (Stichwort: Kartoffel). Und er hat den unbedingten Willen, diese Pläne umzusetzen. Mit wenig mehr als dem Segen seiner Majestät und vagen ministerialen Versprechen bricht Kahlen nach Jütland auf. Dort indes entpuppt sich für den harten Einzelgänger bald als gefährlichste unter vielen gefährlichen Herausforderungen der adlige Großgrundbesitzer Frederik de Schinkel. Ein Menschenschinder erster Güte, der seine ganz eigenen Interessen am „Land des Königs“ hat. Interessen, denen Kahlen im Wege steht.
Nach DIE KÖNIGIN UND DER LEIBARZT haben sich Regisseur Nikolaj Arsel und Schauspieler Mads Mikkelsen mit KING´S LAND jetzt schon zum zweiten Mal für einen Historienfilm zusammengefunden, der ins 18. Jahrhundert führt. Was vielleicht auch ein wenig damit zusammenhängt, daß es kaum einen Schauspieler gibt, der in Physiognomie und Habitus so gut in dieses historische Setting paßt wie Mikkelsen. Faszinierend ist, wie der in der Rolle des Ludvig Kahlen subtil durchmischt, was eben diese Ära ausmachte: die Dynamik der Aufklärung und der kalte Dünkel der Tradition, Ratio und Archaik, standesgemäße Contenance und Aufbegehren in rauschhafter Gewalttätigkeit.
Wo KING’S LAND diese Dualismen in klare Gut-Böse-Schemen splittet, schmilzt Mikkelsen sie zu einem ambivalenten Charakter-Ganzen. Beides fügt sich gut in die gleichsam westernhafte Aura dieses Films der epischen Bilder und des chronikhaften Erzählens. Wozu auch zwei starke Frauenfiguren gehören, denen indes in dramaturgischer Hinsicht eine recht platte Rolle zukommt. Sind doch die kluge, Avancen machende adlige Helene und die nicht minder kluge rebellische Landarbeiterin Ann Barbara vor allem dazu da, Kahlen den letztlich auch moralisch richtigen Weg wählen zu lassen. Da kippt der Dualismus in die Didaktik und atmet die Epik Zeitgeist.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.