Kinder, wie die Zeit vergeht! Märchenhafte sieben Jahre ist die Geburt des afrikanischen Däumlings Kiriku inzwischen her. Wer damals alt (oder jung) genug war, diesem Winzling bei seinen Zeichentricksereien gegen eine böse Zauberin beizustehen, der wird wohl für seine neuen Abenteuer mittlerweile viiiiiiel zu erwachsen sein. Schon damit - mit dem ausdrücklich auf Kinder zugeschnittenen Erzählen in Bildern, das nicht mit coolen Sprüchen auf die Älteren oder mit schrägen Gags auf die noch Älteren zielt - bleibt KIRIKU etwas Besonderes. Auch und gerade in dieser Fortsetzung, die eigentlich gar keine ist.
Denn Kiriku, zuletzt zum stattlichen jungen Mann gereift, wird hier noch einmal als der klitzekleine und - wenn es brenzlig wird - wieselflinke Junge vorgestellt, der den Großen mit Verstand und Beherztheit den Schneid abkauft. In vier kindgerecht knappen Episoden bekommt er es mit einer zähnefletschenden Hyäne, einem Büffel, einer giftigen Blume, aufgescheuchten Bienen und immer wieder mit der hundsgemeinen Zauberin Karaba samt ihren quietschenden, klappernden Helfern, den Fetischen zu tun. Nach jedem bestandenen Abenteuer stimmt die verblüffte Dorfgemeinschaft ein Loblied an: auf den Mut, die Klugheit und die kindliche Neugier, vor der die erwachsene Trägheit im Nachdenken und Nachfragen keinen Bestand hat.
Besonders zauberhaft geriet Kirikus wackeliger Ausritt auf dem Kopf einer Giraffe, der dem Kleinen nicht nur das Leben rettet, sondern auch einen herrlichen Panoramablick auf die ungewöhnliche Animationslandschaft erlaubt: phantasievoll in die Tiefe gestaffelte Räume, wogende Baumwipfel, in die nicht geschliffene Pixelstürme sondern Farben und Linien gefahren sind. Wie man sieht, ist Regisseur Ocelot, diesmal unterstützt von Bénédicte Galup, das gute alte Bilderbuch, dem man das Handgemachte ansehen darf, näher, als die Plaste-und-Elaste-Welten anderer Produktionen. Auch, weil sein Bild vom Kontinent Afrika mit mehr Erde gezeichnet ist. Und welches Kind kann schon der Erde, vor allem in Verbindung mit Matschwasser und gerade, wenn man schick angezogen ist, widerstehen?
Originaltitel: KIRIKOU ET LES BÊTES SAUVAGES
F 2005, 75 min
Verleih: Alamode
Genre: Kinderfilm, Zeichentrick, Abenteuer
Stab:
Regie: Michel Ocelot, Bénédicte Galup
Musik: Youssou N’Dour, Manu Dibango, Rokia Traoré
Kinostart: 05.10.06
[ Sylvia Görke ]